Der Beginn des Wonnemonats Mai ist des einen Freud und des anderen Leid. Das liegt vor allem an der Tradition des Vatertags, zu dem bekanntlich bereits vor längerer Zeit Christi Himmelfahrt auserkoren wurde. Neueren Datums ist hingegen eine lokale Oberurseler Variante, der sogenannte Bierathlon am 1. Mai, der dieses Jahr für Unmut sorgte.
Das Problem des Bierathlons ist dabei sozusagen systemimmanent, sprich liegt am Ablauf dieses Treibens. Dieser geht wie folgt vonstatten: Die Teilnehmer treffen sich in der Applauskurve auf dem Weg zum Feldberg. Dort nehmen immer zwei Jugendliche meist im Alter zwischen 16 und 19 Jahren einen Kasten Bier zusammen auf. Diesen tragen sie zum Fuchstanz hinauf sowie anschließend hinunter zum Ziel an der Haltestelle Hohe Mark.
Dabei sollte der Kasten mit 0,5er-Flaschen für die Jungs, 0,3er für die Mädels, wobei eine Kiste 20 Flaschen enthält, möglichst auf dieser Strecke geleert werden. Ein Zeitlimit gibt es nicht, aber dabei nüchtern zu bleiben, ist unmöglich.
Das weiß auch Tobias aus Oberursel, der vor zwei Jahren mit dabei war: "Es ist eine Spaßwanderung, bei der das Augenmerk darauf liegt, heil mit Kiste und Flaschen unten anzukommen", sagt der 20-Jährige. Er könne sich jedoch nicht daran erinnern, meint Tobias, dass Müll in die Natur geworfen wurde. Außerdem werde darauf geachtet, alle Flaschen wieder ganz mit nach Hause zu bringen. "Der Kasten ist ja eingesetzt, außerdem ist es Bedingung, dass alle Flaschen ausgetrunken an der Hohe Mark ankommen, ich konnte damals allerdings nicht alles austrinken, das ist ganz schön viel."
Abschreckendes Beispiel
Doch manch einem scheint genau das in diesem Jahr gelungen zu sein. Das Bier bei sich zu behalten, hat aber laut Anwohnerin Natassa Reinholdt, die in der Hohemarkstraße wohnt, eher nicht geklappt. "Viele der Jugendlichen erbrachen sich ins Gebüsch rund um’s TIZ und erledigten ihre Notdurft in der Gegend." Außerdem seien kaputte Flaschen, Scherben und anderer Unrat in die umliegende Flora geflogen, berichtet Reinholdt.
"Oberursel lockt am 1. Mai Familien mit Kindern ins TIZ und die schauen sich dann die komatösen, desolaten Jugendlichen aus der Brunnenstadt an", empört sich die Grundschullehrerin. Sie habe selbst einen 16-jährigen Sohn, dem sie die Situation als abschreckendes Beispiel gezeigt habe, so Reinhold. "Wenn die wenigstens für etwas laufen würden, den Weltfrieden oder etwas Karitatives, das wäre ja wenigstens was."
Diese Art von 1.-Mai-Feiern sei nichts Neues, erklärt Rathaussprecherin Nina Kuhn. "Der Bierathlon wurde in Oberursel zum 19. Mal veranstaltet, er muss nicht von der Stadt genehmigt werden. Was natürlich nicht geht, ist die Gegend rund um’s TIZ zu verunreinigen." Es habe in diesem Jahr auch Beschwerden gegeben, und der BSO sei gleich am Tag darauf ausgerückt und habe Einweggrills und zerbrochene Flaschen entsorgt. Auch die Polizei sei an Ort und Stelle gewesen. "Darüber, dass die Stadt und der BSO auf diesen Kosten sitzen bleiben, denkt wahrscheinlich kein Bierathlon-Teilnehmer nach", fügt sie hinzu.