Oberurseler Bürgern, die muslimischen Glaubens sind, soll ermöglicht werden, Angehörige auf Oberurseler Friedhöfen zu bestatten. Das am 1. März in Kraft getretene Hessische Friedhofs- und Bestattungsgesetz erlaubt es den Kommunen, die Sargpflicht aufzuheben und somit eine Beerdigung ohne zu gestatten. Die Grünen-Fraktion hatte in der jüngsten Parlamentssitzung einen entsprechenden Antrag gestellt, dem die Stadtverordneten einmütig folgten. Die interfraktionelle Arbeitsgruppe Friedhofswesen des Parlamentes hat nun zu prüfen, auf welchen Oberurseler Friedhöfe Grabfelder eingerichtet werden können, die Bestattungen nach muslimischen Riten ermöglichen.
Noch immer müssten Muslime, die Oberursel als ihre Heimat betrachteten, die in Deutschland geboren und aufgewachsen seien, zur Bestattung in die alte Heimat überführt werden. Das koste etwa 5000 Euro koste, sagte Lars Stockmann. "Das Leben insgesamt zu betrachten, ist ein wichtiger Aspekt für eine erfolgreiche Integrationspolitik, daher sollter es auch möglich sein, dass Oberurseler muslimischen Glaubens in ihrer Heimatstadt beigesetzt werden können", erklärte der Grünen-Abgeordnete. Die Voraussetzungen seien in der Brunnenstadt gegeben, es gebe bereits Räume für die rituellen Waschungen, wusste Stockmann. Den Leichnam statt in einem Sarg in einem Leichentuch zu beerdigen, sei keines falls unhygienisch.
Seine Fraktion unterstütze den Antrag zwar grundsätzlich, sagte Joachim Weise, der CDU-Stadtverordnete wies aber auf mehrere Probleme hin, die mit einer Bestattung ohne Sarg verbunden seien. So sei der Hauptfriedhof dafür wegen seiner Bodenbeschaffenheit ungeeignet, der Alte Friedhof biete sich an.
Zweites Problem sei, dass es für muslimische Gräber keine Zweitbelegung gäbe. Weise: "Wir müssen überlegen, wie wir in 30 Jahren mit den Grabfeldern umgehen." Anders als bei christlichen Gräbern, die auch nach einigen Jahren abgetragen werden können, falls es keine Kaufgräber sind, sehe der muslimischen Glaube die ewige Ruhe vor.
Bürgermeister Hans-Georg Brum (SPD) berichtete, dass die türkisch-islamische Gemeinde den Kontakt zur Stadt aufgenommen habe, weil Bad Homburg zu zögerlich gewesen sei. Mitglieder der Gemeinde und Mitarbeiter des Bau und Service Oberursel hätten inzwischen auf dem Hauptfriedhof nach geeigneten Grabfeldern gesucht.
Unterstützt wurde der Grünen-Antrag auch von der SPD. "Es ist richtig und wichtig, dass wir schnell auf die neue Gesetzgebung reagieren", sagte Rusen Cikar.