Schwierigkeiten kommen mitunter ganz schnell. Krankheiten, Trennungen oder andere Ereignisse können Familien vor gewaltige Herausforderungen stellen. Selbst die freudig erwartete Ankunft eines Babys bereitet jungen Eltern mitunter Probleme. Offene Fragen, ungelöste Probleme - das belastet vor allem jene, denen familiäre oder soziale Bindungen fehlen. Hilfe verspricht das Projekt "Willkommen von Anfang an - Frühe Hilfen Oberursel", das die Stadt gestern vorgestellt hat und das sie als "Meilenstein" in Sachen Familienfreundlichkeit sieht.
Es gründet sich auf eine Initiative des Bundesfamilienministeriums, das über den Hochtaunuskreis Fördermittel zur Verfügung stellt. Die Stadt rechnet für einen Zeitraum von drei Jahren mit mindestens 25 000 Euro. Deswegen - sowie dank Sponsoren und Spendern - kann das Projekt trotz der angespannten Haushaltslage verwirklicht werden, wie Erster Stadtrat Christof Fink (Grüne) sagte.
Zwar gibt es für Familien in Notsituationen oder mit Fragen bereits zahlreiche Anlaufstellen, aber längst nicht jeder kennt sie. "Es gibt einen Dschungel an tollen Dingen", sagte Verena Winterle, die in der Verwaltung für das Projekt verantwortlich ist und den Betroffenen zeigen will, jene "tollen Dinge" zu finden.
Angebot statt Kontrolle
Die Frühen Hilfen Oberursel basieren auf vier Säulen. Die erste ist ein Begrüßungsbesuch eines sogenannten Familienbesuchers. "Es ist kein Kontrollbesuch des Jugendamts", betonte Fink. Vielmehr sollen Eltern so früh wie möglich erfahren, welche Angebote es für Familien gibt. Der Besuch solle in erster Linie eine Starthilfe sein. "Wir wollen ihnen die Angebote in Oberursel aufzeigen, von denen sie bisher vielleicht noch nichts wussten, und zeigen, dass sie mit eventuellen Sorgen und Problemen nicht allein dastehen", sagte Fink. Gleichzeitig könnten sich die Familienbesucher ein Bild von den Lebensumständen machen und in schwierigen Situationen direkt Hilfestellung leisten.
Von Oktober an gehen die Familienbesucher - sofern die Eltern einverstanden sind - zu jungen Familien mit vier bis sechs Wochen alten Säuglingen beziehungsweise zu zugezogenen Familien, deren Babys bis zu sechs Monaten alt sind, und übergeben ein Begrüßungspaket. Dieses enthält eine Infobroschüre, ein Gutscheinheft, dessen Angebote den Zugang zu sozialen Netzwerken erleichtern sollen, sowie einen Notrufbutton für die Magnetwand oder den Kühlschrank. Letzterer (siehe Bild) zeigt das Logo des Projekts mit zwei Vögeln und nennt wichtige Telefonnummern für Notfälle sowie die Adresse www.fruehehilfen-oberursel.de. Die Homepage ist derzeit noch im Aufbau und soll später als Säule Nummer vier des Projekts ein Online-Institutionenhandbuch enthalten, das über familienentlastende Angebote informiert.
Säulen Nummer zwei und drei sind ehrenamtliche Kräfte und Familienpaten. Während die Ehrenamtlichen in Säule zwei Familien ab und zu im Alltag zur Seite stehen sollen, beispielsweise als Unterstützung im Haushalt oder bei Behördengängen, sind die Familienpaten als direkte Ansprechpartner und Hilfe im Alltag auch über einen längeren Zeitraum vorgesehen.
Wer engagiert sich?
Damit das Projekt erfolgreich wird, sucht die Stadt nun Frauen und Männer, die sich ehrenamtlich engagieren wollen - als Familienbesucher, zur Unterstützung der Familien im Alltag oder als Familienpate. Sie sollen laut Winterle mit den Eltern "den Schatz der eigenen Ressourcen heben". Heißt: den Eltern die Angst nehmen und ihnen zeigen, dass sie selbst die Experten im Umgang mit ihrem Kind sind.
Wer Interesse hat, muss ein erweitertes Führungszeugnis vorlegen, sollte Verantwortungs- sowie Feingefühl haben und Familien positiv gegenüberstehen. Vom 27. Juni an werden die Helfer geschult und auf ihre Aufgabe vorbereitet.
Infos unter Telefon (0 61 71) 50 22 3, E-Mail verena.winterle@oberursel.de.