Frau Oppenländer, Herr Wilcke, schön, dass unser Termin noch geklappt hat - Sie beide sind ja ständig unterwegs . . .
CLAUS WILCKE: Ja, ich bin derzeit mit dem Stück "Mit 70 hat Man(n) noch Träume" auf Tournee, und auch Louise ist wahnsinnig fleißig.
Wie haben Sie sich kennengelernt und wie kam es zu diesem gemeinsamen Projekt?
LOUISE OPPENLÄNDER: Claus, jetzt musst du dir mal die Ohren zuhalten (lacht). Ich war ja durch meine Mutter schon immer Claus-Wilcke-Fan. Dann hat mir ein Taxifahrer erzählt, dass Claus Wilcke jetzt mit seiner Familie in Bad Homburg wohnt. Da hab’ ich allen Mut zusammengenommen und ein Demo-Band, meine Biografie und einen Brief in seinen Briefkasten eingeschmissen. Und dann kam er irgendwann ins Theater.
WILCKE: Ja, so war das. Ich sah Louise in "Die Spanische Fliege" der Volksbühne und habe sie danach angesprochen.
Wie kam es dann zu diesem gemeinsamen Projekt, und warum haben Sie sich für Gedichte von Joachim Ringelnatz und Erich Kästner entschieden?
OPPENLÄNDER und WILCKE unisono: Das war ganz natürlich, dass wir etwas zusammen machen würden, nachdem wir uns kennengelernt hatten.
OPPENLÄNDER: Wir beide verehren diese Schriftsteller sehr. Ringelnatz und Kästner stehen für Heiteres, aber nicht für Klamauk. Alles hat Hand und Fuß, sie haben nie etwas nur "einfach so" geschrieben.
WILCKE: Man findet in jedem Gedicht ein Stück ihres Lebens - und Gesellschaftskritik!
Und wie darf man sich diese literarischen Abende vorstellen?
OPPENLÄNDER: Das ist nicht so ganz streng durchstrukturiert. Wir haben beide unsere Stapel mit Gedichten, die wir lesen könnten, und schauen dann spontan, was sich daraus ergibt. Je nachdem, welche Geschichten Claus noch so zu erzählen hat.
WILCKE: Ja, und du auch! Es sollen fröhliche Abende werden. Für das Publikum - aber auch für uns. Und kein Abend wird dem anderen gleichen.
Frau Oppenländer, was können Sie von Ihrem Idol lernen?
OPPENLÄNDER: Ich lerne sehr viel von Claus, momentan besonders viel über Theaterrecht. Und er traut mir übrigens mehr zu als ich mir selbst.
WILCKE: Ja, ich würde gerne mit Louise "Gaslicht" inszenieren, den Krimiklassiker, der als Film mit Ingrid Bergmann Oscars erhielt.
Herr Wilcke, Sie sind nun seit gut einem Jahr Wahl-Homburger. Wie gefällt es Ihnen hier?
WILCKE: Der Beruf meiner Frau hat uns hierher verschlagen. Die Stadt hat nicht nur eine gute Infrastruktur, sie ist auch sehr, sehr lebendig. Die Begeisterung für Kunst und Kultur ist hier erfreulich groß. Ich fühle mich hier sauwohl und will Bad Homburg nie mehr verlassen.
Herr Wilcke, um eine Frage kommen wir nicht herum, obwohl sie Ihnen sicher ständig gestellt wird: Bei den vielen Rollen, die Sie im Theater und in Filmen gespielt haben, war Percy Stuart Ihre Lieblingsrolle?
WILCKE: Nein, das war ganz eindeutig der Tevje aus Anatevka (er steht auf und beginnt zu tanzen) Wenn ich einmal reich wär’ . . .
Der vergnüglich-literarische Abend mit dem Titel "Wenn alle Stricke reißen, hänge ich mich auf" wird am 19. und 26. Mai sowie am 2. Juni jeweils um 18 Uhr im Äppelwoi-Theater im Schwedenpfad aufgeführt. Karten sind für 19,80 Euro bei Tourist Info + Service im Kurhaus, Telefon (0 61 72) 1 78-37 10, erhältlich.