Kaum eine Erkrankung reißt einen Menschen so abrupt aus dem bislang so gewohnten Leben wie der Schlaganfall. Hat der Patient die kritischen wie wichtigen ersten Stunden durch schnellstmögliche Behandlung überstanden, so beginnt für viele Betroffene danach ein langer wie schwerer Weg zurück ins Leben.
Wie man den Patienten in der Reha wichtige Hilfestellungen geben und sie - wenn möglich - wieder auf die Beine bringen kann, darüber informierte Florian Tripp, stellvertretender Leiter der Physiotherapie und Physikalischen Therapie in der Falkensteiner Asklepios-Klinik, jetzt bei einem Vortrag.
"Gerade zu Beginn der Therapie von Schlaganfall-Patienten besteht bei rund 60 Prozent der Betroffenen eine schwere Behinderung, die meist nach dem ersten halben Jahr abgemildert werden kann. 20 Prozent der Patienten bleiben allerdings lebenslang beeinträchtigt", klärte Tripp auf. Meist seien mehrere Körperpartien betroffen. Für den Fall müsse der Patient sehr oft nicht nur wieder laufen, sondern auch sprechen lernen.
Therapie dosieren
Der Physiotherapeut betonte, dass ein hohes Quantum an Therapie zwar hilfreich sei, jedoch eine "qualitativ hochwertige Therapie besser ist". Zu viel Durcheinander an Therapie störe den Lerneffekt. Genauso wichtig sei es, dem Gehirn die Chance zur Entspannung zu geben. Tripp: "Pausen und ein guter Schlaf sind Voraussetzungen für ein gutes motorisches Lernen. Das Hirn braucht Regenerationsphasen. Es ist sinnvoll, eins nach dem anderen wieder zu schulen und sich vor allem kleine Ziele zu setzen, sich nicht zu überfordern und sich auch über kleine Erfolge zu freuen." Eine positive Lernstimmung erleichtere den Weg zum Erfolg.
"Frühzeitig aktiv werden" lautet eine weitere Devise des Physiotherapeuten, "und das Üben von Alltagshandlungen ist häufig besser als Übungen ohne Bezug". "Laufen lernt man nur durch Laufen." Bereits auf den Akutstationen werden die Patienten schnellstmöglich wieder aus dem Bett geholt. Seit längerem schon sei widerlegt, dass Schlaganfall-Patienten über einen längeren Zeitraum nur im Bett mit leichten Bewegungsübungen wieder aktiviert werden könnten.
Gleichgewichtsübungen und Ausdauertraining spielen in der Therapie eine große Rolle. "Erwiesenermaßen senkt Ausdauertraining das Risiko für einen weiteren Schlaganfall und ist außerdem gesund für vieles andere", ermunterte Florian Tripp seine Zuhörer in der Klinik. Wichtig sei aber auch das "mentale Training". Die Vorstellung von Bewegungsabläufen aktiviere die gleichen Hirnareale, die bei der körperlichen Aktivität aktiviert würden.