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Welterbestätte mit Champagnerluft? - Bad Homburg will auf die Liste

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Einen Slogan hat Bad Homburg schon: «Champagnerluft und Tradition». Zu gerne würde die Stadt auch noch mit dem Zusatz «Welterbestätte» für sich werben. Um das zu erreichen, will sie sich mit anderen europäischen Kurorten zusammenschließen - gemeinsam sollen die «Great Spas of Europe» (GSE) den Sprung auf die Unesco-Liste schaffen. Oberbürgermeister Michael Korwisi (Grüne) will das aber noch nicht an die große Glocke hängen. «Jetzt schon über die Bewerbung zu sprechen, ist viel zu früh», wiegelt er ab. «Das ganze Verfahren wird mehrere Jahre in Anspruch nehmen.»

   Denn es müssen noch viele Hürden genommen werden. So ist Bad Homburg noch nicht einmal bei den GSE aufgenommen. Doch immerhin hat der französische Kunsthistoriker Dominique Jarrassé im Auftrag der Stadt bereits geprüft, ob diese überhaupt den «außergewöhnlichen universellen Wert» hat, den sie mitbringen müsste, um Welterbestätte werden zu können. Sein Fazit: hat sie. Doch eine sichere Eintrittskarte in die Reihen der GSE, zu denen bereits mehrere deutsche Städte wie Wiesbaden und Baden-Baden gehören, ist das Gutachten nicht.

   Man solle sich auf zwei Hauptmerkmale stützen, rät Jarrassé der Stadt in seinem Papier. Da wäre zum einen das Thema Natur. In Bad Homburg gibt es mehrere Parkanlagen, herausragend ist der fast 40 Hektar große denkmalgeschützte Kurpark mit seinen historischen Bauten mitten in der Stadt. Als zweiten Punkt nennt der Kunsthistoriker «den Beitrag zur Entwicklung einer europäischen Gesellschaft».

   So reisten wegen des 1841 eröffneten Spielkasinos viele Menschen in die Stadt, auch der russische Dichter Fjodor Dostojewski (1821-1881) versuchte hier sein Glück. Bad Homburg war für das Kasino ebenso berühmt wie Baden-Baden oder Wiesbaden. Später sei dann ein bedeutendes gesellschaftliches Leben in der Stadt entstanden, die auch für Herrscher und Adlige attraktiv gewesen sei.

   Der Titel «Welterbestätte» könnte nun der Stadt vor den Toren Frankfurts wieder reichlich Attraktivität und viele Touristen bescheren. «Bei den Welterbestätten kann es schon zu einem Besucheransturm kommen», sagt Dieter Offenhäußer von der Deutschen Unesco-Kommission in Bonn. Dass sich Bad Homburg gemeinsam mit den anderen Orten bewerben will, findet er richtig. «Das ist grenzüberschreitend und damit im Sinne des Welterbes.» Auf die Frage, wie er die Chance Bad Homburgs für eine Aufnahme bei den GSE einschätzt, sagt der Wiesbadener Oberbürgermeister Helmut Müller (CDU): «Das ist ein sehr komplizierter Prozess.» Und es sei sehr schwierig, die Lage für Bad Homburg zu beurteilen.

   Zu den bislang elf Mitgliedern der GSE gehören auch das französische Vichy, Montecatini Terme in Italien, Karlsbad in Tschechien und das englische Bath. Um den Antrag an die Unesco zu stellen, müssen sich die Städte unter anderem darüber einig werden, wie sie sich präsentieren wollen. «Eine umfangreiche und bei Städten in unterschiedlichen Ländern Europas sicher auch nicht ganz leichte Aufgabe. Sie dürfte mehrere Jahre dauern», teilt die Stadt mit. Immerhin haben die Kurstädter bereits eine Welterbestätte vor ihrer Haustür: Das Römerkastell Saalburg hat den Sprung in die Unesco-Liste schon vor acht Jahren geschafft - als Bestandteil des Grenzwalls Limes.




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