Friedrich III. Jacob folgte dem Beispiel seines Vaters, dem "Landgrafen mit dem silbernen Bein", und erleichterte den französischen Glaubensflüchtlingen, den Hugenotten, das Einleben in Homburg. Dazu gehörte auch ein eigenes Gotteshaus für diese reformierten Christen in der neu angelegten Dorotheenstraße.
Die Grundsteinlegung am 25. Juli 1715 fiel auf den Tag, der dem Apostel Jacobus geweiht ist, ebenso der Tag der neun Jahre später erfolgten Einweihung. Dass der Landgraf diese Feiern absichtlich auf den 25. Juli als den Jacobustag legte, um seinen eigenen Vornamen damit in Verbindung zu bringen, ist gut möglich, aber nicht bewiesen. Die Kirche wurde zur "Jacobskirche" (später mit "k"). Am Tag der Einweihung im Jahr 1724 fand zugleich auch die Taufe des "Juden-Mägdgen Jacobea Christine" statt, für das der Landgraf Pate stand.
Im Laufe der Zeit verkleinerte sich die Gemeinde und vereinigte sich mit den deutsch-reformierten Bürgern der Stadt. Nach altem Brauch befand sich zu beiden Seiten und hinter der Kirche der Friedhof. 1770 war das Jahr der letzten Beisetzung an dieser Stelle, danach wurden die Toten der reformierten Gemeinde auf dem evangelisch-reformierten Friedhof am Untertor beerdigt. Die wertvollsten Grabmale kamen später von der Dorotheenstraße ebenfalls auf diesen Friedhof, sind aber inzwischen verschwunden.
Die in Auflösung begriffene Gemeinde der Jakobskirche vermietete ihr Haus 1816 an die Katholiken der Stadt, die es 1820 käuflich erwarben und bis zur Fertigstellung des eigenen Gotteshauses nutzten. Unter großer Beteiligung zog am 14. August 1895 die katholische Gemeinde von hier nach St. Marien.
Einige Jahre stand die nun verlassene Kirche leer, dann kaufte die Homburger Turngemeinde (HTG) das Haus für 28 000 Mark und bezog es am 11. November 1906 zur Nutzung als Turnhalle. Zuvor hatte Baurat Louis Jacobi die Halle umgestaltet. Wie die TZ ausführlich berichtete, verlegte die HTG jüngst ihre Aktivitäten an den Niederstedter Weg und veräußerte die einstige Jakobskirche an die Galerie Scheffel, die nach entsprechenden Umbauten hier eine Galerie für Skulpturen einrichten wird - passend zu einer Kulturmeile.
Der Sonderling
Das Nebenhaus, Nummer 7, könnte nicht kontrastreicher sein. Man sieht diesem Gebäude nicht an, dass seine Entstehung ins Jahr 1718 zurückgeht, denn es erfuhr immer wieder bauliche Veränderungen. Noch immer betritt man das Gebäude in der Mitte der Vorderseite. Von 1800 bis 1817 gingen hier Schulkinder der deutsch-reformierten Schule ein und aus, 1826 war die französisch-reformierte Gemeinde Besitzerin der Immobilie.
Wie ein rechts neben der Eingangstür angebrachtes Schild erklärt, lebte hier von 1862 bis 1887 der bedeutende Homburger Naturwissenschaftler Dr. Friedrich Rolle. Der 1827 in Homburg geborene Forscher befasste sich mit Geologie, Mineralogie, Botanik und Paläontologie (Lehre von den Lebewesen vergangener Erdperioden), forschte und arbeitete in Deutschland und Österreich. Von 1865 bis 1875 wirkte er in Homburg als Fachmann in der "Landgräflichen Kommission für die Instandhaltung der Mineralquellen" und war für die Überwachung der Brunnen sowie die Erstellung von Gutachten zuständig.
Friedrich Rolle war ein schwieriger Mensch und litt wohl selbst darunter, ein Außenseiter zu sein. Wegen seiner exzentrischen Veranlagung und seines nachlässigen Äußeren wurde er von seinen Mitbürgern belächelt oder gemieden. Nur zwei Freunde hatte er, die beide in der Dorotheenstraße wohnten: Baurat Louis Jacobi (Hausnummer 12) und sein Arzt Dr. Will (4).
Am 11. Februar 1887 ging eine Schrecksekunde durch das kleine Homburg. Rolles Haushälterin hatte den Doktor mit durchschnittener Halsschlagader in seinem Hause gefunden. Untersuchungen ergaben, dass er Selbstmord begangen hatte.
Fast sein gesamter schriftlicher Nachlass befindet sich heute im Stadtarchiv und im Frankfurter Senckenberg-Museum.