Einer musikalischen Zeitreise glich der Gesangsabend der Extraklasse am frühen Samstagabend mit der Mezzosopranistin Yvonne Steinkamp-Deetjen und Organist Peter Ramge in der 800 Jahre alten evangelischen Laurentiuskirche Arnoldshain. Zur Erhaltung der Gebäudesubstanz setzt der Förderverein Laurentius weiterhin auf die Spendenbereitschaft der Musikliebhaber. Wie Vorsitzender Manfred Maurer deutlich machte, ist das Gotteshaus eine dauernde Herausforderung. "Momentan haben wir Probleme in der Apsis der Kirche. Wasser sickert von außen in die Wand, und der Putz fällt auf ganzer Breite herunter." Was an Kosten auf die Kirchengemeinde zukommt, ist noch nicht abzusehen, aber wenig wird es nicht sein.
Bei der Planung von vier Benefizkonzerten für dieses Jahr hatte er bei der in Oberreifenberg lebenden Sängerin offene Türen eingerannt. Ihr Sohn Niklas wird in diesem Jahr in Arnoldshain konfirmiert, das war für sie Anlass genug, sich besonders zu engagieren. Zwei Mitstreiter waren schnell gefunden. Dass die Sopranistin Martina Göcke dann krankheitsbedingt nicht bei Stimme war, war kein Grund, das Konzert abzusagen. Die Mezzosopranistin bestritt als Gesangssolistin den Abend alleine und wurde dabei einfühlsam vom Organisten begleitet. Der gönnte ihr auch die nötigen Atempausen, wenn er in Solostücken die ganze Klangvielfalt und -schönheit der Königin der Instrumente ausreizte. Vielfalt war auch die große Stärke der Mezzosopranistin, die einen gekonnten Spagat zwischen kirchenmusikalischen Kompositionen und Arien vom Barock bis zur Romantik machte. Das frühbarocke "Ave Maria" von Giulio Caccini und die Bachkantate "Jesu bleibet meine Freude" mit ihren klaren Linien zeigten eine Seite der Sängerin. Ihr dunkles Timbre und ihre Erfahrungen aus der szenischen Oper waren wie geschaffen für ausdrucksstarke italienische Arien. Eine Paraderolle scheint die temperamentvolle Carmen aus der gleichnamigen Oper von Georges Bizet zu sein. Für deren bekannte Arie "L’amour est un oiseau rebelle", was auf Deutsch so viel heißt wie "Die Liebe ist ein wilder Vogel", gab es reichlich Applaus von den begeisterten Zuhörern. Das galt auch für ihre Interpretation der zum Hit avancierten Popnummer "You Raise Me Up" und die eigentlich für Chor und Orgel geschriebene Hymne "Jerusalem".
Gebührender Beifall war dann aber auch dem Organisten sicher, der barocke Kompositionen virtuos umsetzte. Mit zwei spätromantischen Orgelchorälen von Sigfrid Karg-Elert und einem zunächst fast aggressiv, dann aber versöhnlich stimmenden Werk des zeitgenössischen kanadischen Komponisten Denis Bédard setzte Ramge echte Glanzpunkte an diesem musikalisch rundum gelungenen Abend.