Als der CanTaunus-Chor das Lied von der Mühle am rauschenden Bach anstimmt, singt er das Szenario gleichsam herbei. Die Gäste der zentralen Ehrungsfeier des Sängerkreises Hochtaunus hören das Mühlrad klappern und das Wasser rauschen und fühlen sich dank des einfallsreichen Arrangements in die gute alte Zeit zurückversetzt.
Sänger sind ein treues Völkchen. Sie halten fest zu ihrem Chor, in dem viele über Jahrzehnte hinweg singen, manche ein Menschenleben lang. Zehn, 25, 40 und sogar 65 Sängerjahre wurden an diesem Sonntag geehrt.
In festliches Tuch und Sommerkleider gewandet haben sich die Chorsänger in der Erlenbach-Halle zur Ehrung ihrer Mitstreiter eingefunden. Zur Feier des Tages legt der Vorsitzende des Sängerkreises Hochtaunus, Claus-Peter Blaschke, die traditionelle Amtskette um, die für Tradition und Erneuerung stehe. Er ist 59 Jahre alt, als Präsident des Hessischen Sängerbundes Chef von 2500 Chören in ganz Hessen und singt im Weißkirchener Chor und dem Auswahlchor CanTaunus.
Die erste Ehrung gilt Landrat Ulrich Krebs (CDU) mit der Verdienstmedaille des Hessischen Sängerbundes. Blaschke lobt ihn als langjährigen Förderer des Chorgesangs über die Grenzen des Taunus hinaus. Gemeinsames Singen festige das demokratische Gemeinwesen. Chöre seien gemeinschaftsstiftend und wirkten sich wohltuend auf Physis und Psyche aus. "Es ist ein positives Erlebnis, gelobt zu werden und sich in einem Verein zu erfahren", so Blaschke weiter. "Chöre sind Kulturträger."
Vor wenigen Jahren noch habe man ihnen viel Vergangenheit, jedoch wenig Zukunft nachgesagt. "Das hat sich inzwischen geändert", sagt er unter großem Beifall. "Dabei ist es so einfach, Projekte mit neuem Inhalt zu füllen. Fortbildung und Workshops sind das A und O."
Der Sängerbund unterstütze Chorleiter auf jede erdenkliche Weise, sagt er weiter und lässt eine ellenlange Liste von Möglichkeiten - von Stimmbildung über Umgang mit alternden Stimmen - auf den voll besetzten Saal niederprasseln. Bestes Beispiel sei der vor zehn Jahren begründete Auswahlchor CanTaunus für besonders begabte Sänger.
Ermutigendes Beispiel
Der Landrat zeigt sich hocherfreut: "Das ist eine echte Überraschung für mich, denn sonst bin ich es ja, der Auszeichnungen vergibt." Er dankt den Chören für ihr Engagement: "Sie sind ein ermutigendes Beispiel, wie es trotz demografischen Wandels und vieler kultureller Angebote in Frankfurt weitergeht", sagt er. "Wie schön, dass Musik und Chorgesang im Taunus Zukunft haben."
Die Ehrungen (siehe ZUM THEMA) beginnen mit den Jüngsten, dem Nachwuchs, der auf immerhin zehn Chorjahre stolz sein kann. Als sich dann alle Sänger, auch die Veteranen mit 65 Chorjahren, hinter dem roten Blütenreigen auf der Bühne der Halle versammelt haben, sind sie der Beweis für Blaschkes Diktum: "Wir tun uns selbst den größten Gefallen, wenn wir singen."