Frankfurt. Es war ein spektakulärer Parteiaustritt: Nach 43 Jahren verließ in diesem Jahr der hochrangige Stadtpolitiker Horst Hemzal die CDU. Er war CDU-Fraktionschef im Römer, Sozialdezernent und Kämmerer. Auch Albrecht Glaser, Kämmerer von 1995 bis 2001, ging diesen Schritt, trat aus der CDU aus und der AfD (Alternative für Deutschland) bei.
Der 91-jährige Frankfurter CDU-Ehrenvorsitzende Ernst Gerhardt zeigte dafür kein Verständnis und sprach von "Abtrünnigen". Gerhardt verwendete Formulierungen wie "eine Riesenportion Undankbarkeit" , oder "kein Mensch würde sich an die beiden erinnern, wenn sie nicht in dieses Amt gekommen wären". Das ist für Hemzal "nicht akzeptabel", wie er jetzt in einem offenen Brief an Gerhardt mitteilte. Es klinge ähnlich wie "Du bist nichts, Deine Partei ist alles", schreibt er dem CDU-Granden. Wenn Gerhard an anderer Stelle auch vom "Verrat der Abtrünnigen" spreche, sei dies ein Denken wie "in totalitären Parteien wie KPD und NSDAP". In einer demokratischen Partei könne so etwas nicht akzeptiert werden.
Diese Äußerungen fügten sich ein in ähnlich lautende Kommentare führender Vertreter der CDU-Fraktion. Sogar die Stadtverordnetenvorsteherin Bernadette Weyland sei bemüßigt gewesen, die Mitglieder der AfD, ebenso wie der Fraktionsvorsitzende Michael Prinz zu Löwenstein, als ein "Sammelbecken enttäuschter Pensionäre" zu bezeichnen und "in ähnlich herabsetzender Weise über die Mitglieder der AfD herzuziehen". Hemzal rät: "Die Senioren-Union wäre gut beraten, dies zu registrieren und unter diesen Umständen wäre zu wünschen, dass vielleicht auch dort einige Senioren nachdenklich werden."
Gerhardt hatte den beiden Dezernenten Undankbarkeit vorgeworfen. Beide wären niemals Kämmerer geworden, wenn sie nicht von der CDU getragen worden wären. Diesen Vorwurf der "Undankbarkeit" weist Hemzal zurück: "Die Funktionen sind mir stets angetragen worden. Es waren keine ,Geschenke’ der Partei. Ich habe meine Arbeit geleistet und dafür das Vertrauen bekommen."