Sie hat sich mittlerweile zu einem markanten Punkt im Hochtaunuskreis entwickelt. Zwischen Neu-Anspach und Usingen ragt die Deponie Brandholz sichtlich in die Höhe. Bis zur Jahrtausendwende wurden hier während 27 Jahren 4,3 Millionen Kubikmeter Haus- und Gewerbeabfälle eingelagert. Seither steht einerseits die Nachsorge der Deponie im Vordergrund, das Erfassen von Deponiegas und Sickerwasser sowie die Rekultivierung der Landschaft.
Andererseits entwickelt sich das Gelände durch Recyclingangebote, das Agrogaskraftwerk und die Bürgersonnenkraftwerke zum Deponiepark. In Sachen Recyclingangebote kommt dem sogenannten "Elektromüll" ein immer größerer Stellenwert zu, weiß Peter Lauinger, Sachgebietsleiter der Deponie Brandholz. "Bis zu sieben Tonnen verarbeiten wir in einer Woche", rechnet der Abfallexperte vor. Von Kühlschränken über Computer bis hin zu Waschmaschinen liefern umweltbewusste Zeitgenossen ihre ausgedienten Elektrogerätschaften bei der Deponie an. Nach dem Wiegen steht dann für die Mitarbeiter die Kleinarbeit an. Das heißt im Klartext: Ob Waschmaschine oder Computer, alle Geräte werden, soweit es möglich ist, in ihre Einzelteile zerlegt.
Vor allem bei den Computern ist Detailarbeit gefragt. "In bis zu 40 Teilen werden diese aufbereitet", sagt Alfred Hübner, stellvertretender Standortleiter der Deponie. Bei diesen Arbeiten kommt acht Mitarbeitern der Oberurseler Werkstätten eine besondere Bedeutung zu. "Sie machen hier einen ausgezeichneten Job", lobt Hübner, der das Oberurseler Team mit seinem Mitarbeiter Ernst-Georg Curto anleitet. Die neuen Kollegen hätten sich "gut in den Betrieb eingegliedert" und seien "stark motiviert", so Hübner weiter.
Geringe Halbwertszeit
Bei den angelieferten Geräten hat der Chef des Zerlegebetriebs auch festgestellt, dass das ein oder andere Produkt "eine immer geringere Halbwertszeit" hat. "Bei manchen Elektrogeräten ist gerade einmal die Garantie abgelaufen - und schon landen sie bei uns", berichtet Hübner. Durch das Zerlegen können in weiteren Schritten wertvolle Rohstoffe zurückgewonnen werden. Darunter befinden sich auch Edelmetalle wie Gold, Silber und Platin. Deren Rückgewinnung kann in Brandholz allerdings nicht umgesetzt werden, da aufwendige Prozeduren notwendig sind.
Nach dem Zerlegen in der Deponie Brandholz werden die Teile weiter an die Limburger Firma Bördner geliefert, die sie nochmals weiterverarbeitet. Die Finger lassen die Mitarbeiter des Zerlegebetriebs von Kühl-, Klima - und medizinischen Geräten. "Deren Inhaltstoffe sind zu gefährlich", erklärt Hübner.
Die Deponie Brandholz steht auf Neu-Anspacher Gemarkung und ist eine ehemalige Hausmülldeponie, die Ende 1999 geschlossen wurde. Als Umweltsicherungsmaßnahme und als Teil des Nachsorge-Konzeptes ist auf der Deponie eine Deponiegasverwertungsanlage in Betrieb.
Mit der Übernahme des Deponiestandortes durch die RMD Rhein-Main Deponie wurde die Anlage umgebaut und den neuen Anforderungen angepasst, nämlich Deponiegas zu verwerten. Insgesamt stehen zurzeit im Deponiegaskraftwerk drei Motoren mit einer elektrischen Leistung von rund einem Megawatt zur Verfügung.
Um die gesamte Infrastruktur einschließlich der Deponiegasverstromungsanlage zu nutzen, wurden 2004 erste Überlegungen zur Substituierung des nachlassenden Deponiegases mit Biogas angestellt. Seit Anfang 2005 wurde das Projekt auf den Einsatz nachwachsender Gärsubstrate umgestellt. Ziel ist es, eine Größenordnung von 750 kW elektrisch im Deponiegaskraftwerk für das "Verstromen" von Biogas aus nachwachsenden Rohstoffen zu nutzen. Mit der damit verbundenen Möglichkeit einer neuen Produktausrichtung für die örtlichen Landwirte erfolgt auch eine Förderung der landwirtschaftlichen Betriebe in der Region.
Der Wertstoffhof Brandholz ist montags bis freitags von 7.30 bis 16 Uhr, samstags von 8 bis 13 Uhr geöffnet. Nähere Infos unter Telefon (0 60 81) 44 25 11 und 44 25 12.