Damit gerechnet, dass auch viele Schaulustige kommen würden, um Abschied vom Landgrafen zu nehmen, hatte natürlich sowohl die Stadt Kronberg als auch die Hessische Hausstiftung, deren Chef der verstorbene Landgraf Moritz von Hessen war. Aber dass sich bereits um 9 Uhr in der Früh - Beginn der Trauerfeier war erst um 12 Uhr - viele Kronberger rund um die evangelische St. Johanniskirche einfinden würden, überraschte die vielen Sicherheitskräfte dann doch.
Immerhin: Dem Zufall überlassen hatten die Organisatoren der royalen Trauerfeier nichts. Zusätzlich zu den Polizeibeamten waren jede Menge Security-Mitarbeiter von privaten Sicherheitsdiensten im Einsatz (siehe ZUM THEMA). Sie hielten, zum Teil mit den berühmten Knöpfen im Ohr, scharf Ausschau nach solchen, die es wagen sollten, sich nicht an die Regeln zu halten. Tat aber niemand. Geduldig verharrten die Interessierten hinter den Absperrgittern, so mancher war nicht nur aus Kronberg und seinen Ortsteilen gekommen, sondern auch von deutlich weiter her (siehe Text unten).
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Das galt auch für die Journalisten: Wegen der sehr begrenzten Anzahl der Plätze in der Johanniskirche war der Zutritt zur Trauerfeier nur für geladene Gäste möglich. Allerdings wusste die Hessische Hausstiftung um die Bedeutung der Trauerfeier und zollte dem medialen Interesse Respekt, indem sie die Schreiber, Fotografen und Filmteams nach Überprüfung eines gültigen Presseausweises bis auf den kleinen Platz vor dem Kirchenportal vorließ. Ein kleines bisschen Abstand zur Trauergemeinde musste allerdings schon sein. Ein dezentes Absperrband sorgte dafür, dass sich die Journalisten nicht zu weit vorwagten.
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Dabei hätte man das eine oder andere Mal durchaus in Versuchung geraten können, das sollte man nicht verhehlen. Denn wann hat man schon die Gelegenheit, eine veritable Königin oder einen leibhaftigen König so ganz aus der Nähe zu sehen? Nicht nur die Ottonormalbürger-Gäste, die unterhalb der Kirche verharrten, auch die Journalisten gerieten ein kleines bisschen aus dem Häuschen, als Königin Sofia von Spanien und ihr Bruder, Ex-König Konstantin von Griechenland, zusammen mit vielen anderen Adligen aus einem Reisebus (beinahe wäre man versucht, "stinknormalen Reisebus" zu schreiben) stiegen, sich ins Kondolenzbuch eintrugen und dann huldvoll die Kirchen-Treppe emporschritten. Das war übrigens der einzige Moment, in dem die Menge es sich gestattete, in kurzen Jubel auszubrechen. Medien-Profi, der die Königin ist, drehte sie sich deswegen auch auf den Stufen noch einmal um und winkte.
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Bei allen anderen der 600 geladenen Gäste, zum Großteil Adlige aus aller Herren Länder, zeigte sich die Menge dem Anlass angemessen sehr taktvoll und begnügte sich damit, einen Blick auf sie zu erhaschen. Etwa auf Prinz Constantijn der Niederlande, die wunderschöne Prinzessin Sarvath von Jordanien, die Schwägerin des früheren Königs Hussein, König Siméon von Bulgarien, Prinz und Prinzessin Max von Baden, Herzog Franz von Bayern, Fürst Alexander zu Schaumburg-Lippe, Erbprinz Ernst-August von Hannover (der Sohn des Ernst-August von Hannover), Prinzessin Alexandra von Hannover, Graf und Gräfin Anton Wolfgang von Faber-Castell, Alexander zu Schönburg-Glauchau (der Bruder von Gloria von Thurn und Taxis), Sylvia und Friedrich von Metzler (vom gleichnamigen Bankhaus), Gregor von Opel und seine Frau Julia und natürlich, aus der Familie des Verstorbenen, auf seine Kinder Mafalda, Heinrich Donatus, Philipp und Elena sowie deren Kinder, insgesamt übrigens zehn an der Zahl.
Aber auch weniger blaublütige Gäste waren geladen, wenngleich solche, die auch ohne "von" im Namen von sich reden machen, etwa die ehemalige Olympia-Dressurreiterin Ann Kathrin Linsenhoff, Hessens Justizminister Jörg-Uwe Hahn (FDP), oder der Vorsitzende des Kreistags des Hochtaunuskreises, Manfred Gönsch (SPD), die Frankfurter Ex-OB Petra Roth, Walther Leisler-Kiep oder der künstlerische Leiter der Kronberg Academy Raimund Trenkler. Eine besondere Ehre wurde dem Kronberger Organisten Bernhard Zosel zuteil, der den Gottesdienst musikalisch begleitete.
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Prominentester Politiker dürfte allerdings Hessens Ministerpräsident Volker Bouffier (CDU) gewesen sein, der Moritz als "eine herausragende Persönlichkeit und einen geschätzten Mitbürger" würdigte. Er habe es verstanden, den Menschen den Zugang zum historischen Erbe zu vermitteln, sich aber gleichzeitig auch der Moderne verpflichtet gefühlt. Dies galt nicht zuletzt für sein Engagement bei der Kronberg Academy, die er mit großem Interesse förderte. Er werde in Erinnerung bleiben als jemand, der nach der Maxime handelte: "Tue Gutes und spreche möglichst wenig darüber."
Bouffiers Rede wurde, wie die sämtlicher Redner, über Lautsprecher übertragen, so dass die Zaungäste den Worten auch vor den Toren der geschlossenen Kirche folgen konnte.
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Auch Kronbergs Bürgermeister Klaus Temmen (parteilos) gehörte zu den Rednern beim Trauergottesdienst, und er fand berührende Worte: Seine Hoheit sei an zwei Ereignissen beteiligt gewesen, die die kulturelle Entwicklung Kronbergs nachhaltig und positiv bis heute mitbestimmten: der Erwerb der Burg durch die Stadt im Jahr 1992 und die Gründung der Kronberg Academy in Schloss Friedrichshof vor 20 Jahren. Temmen: "Moritz Landgraf von Hessen war unserer Stadt seit seiner frühen Jugend verbunden. Er war sozusagen unser Landgraf."
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Die stellvertretende evangelische Kirchenpräsidentin von Hessen-Nassau, Oberkirchenrätin Ulrike Scherf, würdigte den am 23. Mai im Alter von 86 Jahren gestorbenen Landgrafen Moritz von Hessen als "passionierten Kunstliebhaber und Fachmann der Pflanzenkunde". Mit den "Fürstlichen Gartenfesten" auf Schloss Wolfsgarten in Langen im Kreis Offenbach und Schloss Fasanerie bei Fulda habe er eine Gartenmesse von internationalem Ruf initiiert. Darüber hinaus habe er die Kronberg Academy für begabte Nachwuchsmusiker mitbegründet und das Darmstädter Institut für neue technische Formen geleitet.
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Wolf Dietloff von Bernuth, der ehemalige Präsident der Vereinigung des Adels in Hessen, dessen Ehrenmitglied und Schirmherr Moritz Landgraf von Hessen war, würdigte die verstorbene Hoheit als "getreuen Berater", der durch sein "vorbildliches Verhalten" stark dazu beigetragen habe, die seit vielen Jahrhunderten gültigen Werte des deutschen Adels auch in den modernen Zeiten zu bewahren und zu vertreten". Familien wie die des Betrauerten bildeten die Brücke in die Jahrhunderte alte Vergangenheit - und in die Zukunft.
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Dem Trauerzug zur Burgkapelle folgten die geladenen Trauergäste, die dort, begleitet von Jagdhornbläsern, Abschied nahmen. Später konnten sich alle anderen Bürger vor der Kapelle von Landgraf Moritz von Hessen verabschieden. Der Sarg, in der Kirche von einem Blumenmeer umgeben ("Das hätte ihm gefallen", sagte die Pressereferentin der Hessischen Hausstiftung, Barbara Siehl) war bis 17 Uhr aufgebahrt. Die Beisetzung findet zu einem späteren Zeitpunkt im engsten Familienkreis statt.