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Verliebt in Mxima - Willem-Alexander und seine Frau begeistern die Landeshauptstadt: Das niederländische Königspaar gibt sich volksnah

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Hubert Prinzler ist ziemlich aufgeregt. Drei Stunden steht er schon auf dem Platz vor der Wiesbadener Marktkirche, um nur ja ganz vorne am Gitter einen Platz zu bekommen. Die neue niederländische Königin Máxima wolle er einmal sehen, sagt der Wiesbadener und gesteht: Ein wenig verliebt sei er ja schon in sie. "Das ist eine tolle Frau, die hat eine erotische Ausstrahlung", schwärmt er.

Einmal Máxima sehen - das wollten gleich mehrere Tausend Menschen am Montagnachmittag in der Wiesbadener Innenstadt. Bei strahlendem Sonnenschein und blauem Himmel war der Andrang enorm, und immer brandete Beifall auf, sobald sich die niederländische Königin unter ihrem eleganten Hut zum Volk umdrehte, winkte, und mit der Sonne und ihrem neon-orangenen Blazer um die Wette strahlte.

Es war der erste Besuch des neuen Königspaars Willem-Alexander und Máxima in der hessischen Landeshauptstadt und ihr zweiter Auslandsbesuch seit der Krönung Mitte April überhaupt. Geplant war der Besuch schon länger, eigentlich sollte Máxima als Kronprinzessin mit einer 140-köpfigen Delegation von Wirtschaftsvertretern nach Hessen kommen. Nun kam sie sogar als Königin und brachte ihren König gleich mit. Die Beziehungen zwischen den beiden Staaten seien so eng wie mit keinem anderen Land, sagte Ministerpräsident Volker Bouffier (CDU) bei der Begrüßung des Paares in der Staatskanzlei. Und Máxima sagte auf Deutsch: "Wir danken Ihnen."

Handelspartner

Tatsächlich sind Deutschland und Holland die wichtigsten Handelspartner füreinander. 2012 betrug das Handelsvolumen zwischen beiden Ländern rund 9,3 Milliarden Euro. Bei den ausländischen Direktinvestitionen in Hessen belegten die Niederlande mit 21,3 Milliarden Euro den ersten Platz.

Aber auch aus historischer Sicht war der Besuch ein besonderer: Willem-Alexander begegnete vor der Wiesbadener Marktkirche niemand Geringerem als dem Stammvater seines Herrscherhauses. Dort steht das Denkmal "Wilhelms des Schweigers", jenes Nassauers, der im 16. Jahrhundert die Niederlande in den Freiheitskrieg gegen Spanien führte.

Glockenschlag

Vor der Marktkirche weihte das Königspaar mit einem Schlag auf eine Glocke symbolisch einen neuen Viertelstunden-Schlag an der Marktkirche ein. Kantor Thomas Frank hatte eigens eine neue Tonfolge für das 50 Glocken umfassende Glockenspiel komponiert, der nun den Wiesbadenern die Viertelstunden anzeigen soll. Die Hämmer für die Glocken hatte eine niederländische Firma geliefert und eingebaut, ein guter Grund für das Königspaar, die Einweihung vorzunehmen. Das sei schon etwas Besonderes, sagte Frank gegenüber dieser Zeitung: "Das ist etwas, was über mich hinaus bleiben wird."

"Wir sind unheimlich glücklich, dass wir hergekommen sind", sagte denn auch ein strahlender König Willem-Alexander. Der Delegation gehe es darum, die erfolgreiche Zusammenarbeit mit Deutschland weiter auszubauen.

In der Innenstadt hatten indes alle nur Augen für eine: Wo immer die groß gewachsene Königin auftauchte, brandete Jubel auf, reckten sich winkende Hände in ihre Richtung. Doch auch vor dem Rathaus machte das Königspaar einen Abstecher zur Menschenmenge, schüttelte Hände, gab Autogramme und nahm Blumen entgegen.

Die Stadt Wiesbaden hatte eigens eine kleine Wiesbadener Maxima ausfindig gemacht, die der großen einen Strauß Blumen überreichen durfte. Auch im herzlichen Umgang mit dem Kind und einem Gruß an dessen Eltern begeisterte die 41-Jährige die Menge. Der Wiesbadener Oberbürgermeister Helmut Müller (CDU) schwärmte nach dem Eintrag ins Goldene Buch der Stadt von dem sympathischen Königspaar. "Ganz easy und unkompliziert" sei der König.

"Sie ist toll, eine Sympathieträgerin, und dann ihr argentinisches Temperament", schwärmte die Wiesbadenerin Barbara Christmann. Und auch der König habe "eine flotte Figur", fand sie. Nebenan wurde heiß diskutiert, ob und wann der König wohl mal eine Krone aufhat. Das aber ist in den Niederlanden nicht üblich, denn die Insignien der Macht, zu denen die Krone zählt, gehören dem Volk, wie eine Adelsexpertin erklärt.

"Normale Menschen"

Am Abend trafen die Niederländer im Kurhaus mit rund 200 Vertretern der deutschen Wirtschaft zusammen. "Das ist für uns eine große Ehre", sagte der Präsident der Industrie und Handelskammer, Gerd Eckelmann. Rund 380 Unternehmen in Hessen hätten niederländisches Eigenkapital, die Niederländer würden so etwa 137 000 Arbeitsplätze in Hessen sichern. Für Südhessen sei das aber "noch ausbaufähig", sagte Eckelmann mit einem Augenzwinkern. Genau dazu diente das "Speed-Dating" zwischen Hessen und Niederländern an den Stehtischen, wobei das Königspaar von Tisch zu Tisch ging.

120 Journalisten waren angereist, um über den königlichen Besuch zu berichten, darunter auch viele niederländische Medien. Am Rande des blauen Teppichs in der Wiesbadener Innenstadt behielten zudem 160 Polizisten die Sicherheit der Gäste im Auge, die von Tausenden Fans umringt waren.

Die zehnjährige Simone Haagn wollte unbedingt mal eine echte Königin sehen. "Ich kenne die sonst nur aus dem Bilderbuch oder aus dem Fernsehen", sagte sie. Naja, meinte da ihre große Schwester Cathrin (12): "Das sind auch nur ganz normale Menschen."

Heute wird das Königspaar beim Rüsselsheimer Autobauer Opel und bei Diehl Aerospace in Frankfurt erwartet.




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