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Proteste gegen Erdogan - Solidarität mit Demonstranten gegen türkische Regierung

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Die Beziehungen der Mainmetropole mit dem Land am Bosporus sind eng: Die Türken sind die größte Ausländergruppe in Frankfurt, mit 28 000 Personen (Stand Ende 2012). Mit Eskisehir hat Frankfurt im April eine Städtepartnerschaft geschlossen. Türkischstämmige Stadtverordnete unterschiedlicher Parteien   - CDU, SPD, Grüne und Linke - unterstützen die Proteste gegen Erdogan. In Frankfurt und der Türkei.

Der SPD-Stadtverordnete Turgut Yüksel verfolgt "die Ereignisse mit wachsender Besorgnis und Anteilnahme". Seine Schwester und seine Cousine haben bei einem Türkeibesuch an einer Demonstration in Istanbul teilgenommen. Die beiden Frauen wurden mit Tränengas besprüht. "Die beiden sahen schlimm aus", berichtete Yüksel. Yüksels Schwester lebt in Ulm.

Aus Entsetzen darüber, "was in den letzten Tagen im Taksim-Gezi-Park in Istanbul aber auch in der gesamten Türkei geschehen ist", haben Yüksel und die Stadtverordnete der Linken, Merve Ayyildiz, gestern an einem von der Alevitischen Jugend (BDAJ) und von der "Jugendgruppe der Föderation Demokratischer Arbeitervereine" (DIDF-Jugend) organisierten Protestmarsch mit 350 Personen teilgenommen. Dieser begann an der Konstablerwache, führte über die Kurt-Schumacher-Straße zum Mainkai und endete am Römer mit einer Kundgebung.

Für heute, 13 Uhr, ist eine weitere Solidaritätskundgebung für die Demonstranten im Gezi-Park in Istanbul, der zum Symbol der türkischen Protestbewegung geworden ist, angekündigt. Die Kundgebung findet im Ostpark statt, die Veranstalter rechnen mit rund 500 Teilnehmern.


 

Die 20-jährige Ayyildiz kritisiert, wie in der Türkei "mit den Demonstrierenden umgegangen wird". Auch in Eskisehir sei die Demonstration brutal niedergeschlagen worden. In einem "angeblich demokratischen Land sind mehrere Menschen bei den Demonstrationen gestorben, einige erblindet", sagte Ayyildiz. Es seien Zustände "wie im Bürgerkrieg".

Hilime Arslaner-Gölbasi, Stadtverordnete der Grünen, war aus beruflichen Gründen von 1. Juni bis 6. Juni im Izmir. Sie hielt ein Trainingsseminar für Führungskräfte. Auch in Izmir kam es zu Protesten, die sie von ihrem Hotel in der Innenstadt aus miterlebte. "Die Demonstranten waren sehr friedlich, sie haben tagsüber gearbeitet und abends demonstriert und sind am anderen Tag wieder zur Arbeit gegangen. "Das sind keine Terroristen, wie Erdogan glauben machen mag", sagte Arslaner-Gölbasi. Am ersten Tag der Demonstrationen hing am Polizeipräsidium ein Banner mit der Aufschrift: "Wir stehen im Dienste unseres Volkes". Die Beamten hätten sich auch an den beiden ersten Tagen der Demonstrationen merklich zurückgehalten. Später hätten sie auf Druck des Innenministeriums aber mit Wasserwerfern anrollen müssen. "Aber die Demonstranten haben mit Bussen die Zufahrtsstraßen versperrt, so dass die Wasserwerfer nicht zum Einsatz kamen."

Für Yüksel ist es derzeit ein Kulturkampf, der in der Türkei stattfindet. Die Menschen kämpften für ihre individuelle Freiheit. Sie wollten sich keine Vorschriften machen lassen: Erdogan ist für ein Kussverbot in der U-Bahn, jede Frau soll mindestens drei Kinder zur Welt bringen und der Ministerpräsident ist gegen einen Kaiserschnitt bei der Geburt.




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