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Was für Zustände...

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Es würde uns noch so einiges einfallen, was man über den Hochwasser-Einsatz in Sachsen sagen könnte. Die Kritik an den Organisationsmängeln vor Ort war ja sehr verhalten, obwohl so mancher Taunus-Helfer nur den Kopf schütteln konnte angesichts dessen, was er nach der Ankunft in Dresden an Unzulänglichkeiten erlebt hat. Doch sollte man eines unbedingt vermeiden: den Einsatz allein durch die Problembrille zu betrachten.

Natürlich hätte die Zusammenarbeit besser laufen müssen, aber in der Rückschau muss man zunächst einmal festhalten: Aus dem Taunus haben sich über 200 Helfer von Feuerwehr, Rotem Kreuz und Technischem Hilfswerk auf den langen Weg gemacht, um den verzweifelten Menschen in den Hochwasserregionen beizustehen; sind die Nacht durchgefahren; haben das weiche Bett gegen ein hartes Lager getauscht; haben zugepackt, wo immer man sie gelassen hat, und sind nach Tagen harter Arbeit übernächtigt und ermüdet wieder zu Hause angekommen.

In dieser Zeit haben die Taunus-Helfer auf Freizeit verzichtet, Familien auf den Vater, Arbeitgeber auf Mitarbeiter. Das zu würdigen muss an erster Stelle stehen, wenn man über den Einsatz an der Elbe spricht - und dann muss an übergeordneter Stelle dringend angemahnt werden, dass sich jemand des skandalösen Kompetenzgerangels in Sachsen annimmt.

In Bad Homburg ist die Frage, wer zuständig ist, schnell beantwortet: niemand. Zumindest gilt das für ein Thema, das jetzt hochkochte und das von den Verantwortlichen im Rathaus geradezu dilettantisch angepackt wurde. Da kommen auf mehrere hundert Bürger am Rande der Altstadt Kosten von vielen tausend, mitunter zehntausend Euro zu - und dann schickt man ihnen einfach mal so eine Rechnung per Post. Über die Verteilung des Abfallkalenders, die Verschiebung der Müllabfuhr und die Verlegung der Bushaltestelle werden die Homburger frühzeitig informiert. Aber bei einem Vorgang, der manchen Bürger in existenzielle Nöte bringt, wird die Nachricht kurzerhand in die Frankiermaschine gesteckt.

Es ist für die Betroffenen ja schon heftig genug, dass sie nach Jahrzehnten für die Wertsteigerung ihrer Immobilien massiv zur Kasse gebeten werden. Aber man hätte ihnen zumindest die Chance geben müssen, sich darauf vorzubereiten. Die Begründung, eine frühere Information hätte zur Verunsicherung geführt, da noch keine konkreten Summen festgestanden hätten, ist eine billige Ausrede - ein bisschen Unsicherheit wären den Betroffenen allemal lieber gewesen als ein Blitz aus heiterem Himmel. Jetzt ist das Kind in den Brunnen gefallen. Bleibt zu hoffen, dass sich bei der Stadt wenigstens jemand für Härtefälle zuständig fühlt.

Trotz der gestiegenen Werte und Preise ist die Nachfrage nach Immobilien im Taunus noch immer nicht erlahmt - im Gegenteil. Und so hatte man sich auch beim Kreis erhofft, durch den Verkauf des Areals der früheren Philipp-Reis-Schule (PRS) kräftig Kasse zu machen. Nur hat man die Rechnung ohne die Friedrichsdorfer Politik gemacht. Bei einem derart wichtigen Projekt für die Stadtentwicklung wolle man sich nicht hetzen lassen, musste sich Landrat Ulrich Krebs (CDU) von den eigenen Parteifreunden sagen lassen. Statt schon mit Investoren zu verhandeln, soll erstmal in aller Ruhe ein Bebauungsplan aufgestellt werden. Hört sich an, als müsste der Kreis noch lange Zeit auf die erhofften Millionen warten.




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