"Neues aus der Anstalt" heißt eine Kabarettsendung im ZDF, und bei dem, was das Psycho-Trio "JazzCosy" am Freitagabend in der Christian-Wirth-Schule (CWS) ablieferte, müsste jeder Anstaltsarzt diagnostizieren: absolut plemplem, genial und anstaltsreif im öffentlich-rechtlichen Sinn.
"Madness" hieß das Programm, das die drei Musik- und Schauspieltalente Martina McClymont-Nielitz, Wilfried Nielitz und Matthias Hunger auf der Bühne der Aula präsentierten, und für über 200 Besucher war das die Alternative zu einem Fernsehabend auf der Couch.
Das Publikum konnte sich allerdings nicht allein auf das Zuschauen beschränken, sondern wurde, kaum war der Vorhang auf, zu Teilnehmern eines Fortbildungsseminars für Psychotherapeuten gemacht und von den "Referenten" auf der Bühne mit "Liebe Kollegen" angesprochen.
Die Seminarleitung teilten sich "Torben-Leander" alias Matthias Hunger und "Adelheid" alias Martina McClymont-Nielitz - und das nicht von ungefähr, denn die Jazzsängerin und Kabarettistin weiß als Therapeutin im wahren Leben, wovon sie spricht.
Teils griff sie zur interaktiven Methode, um eine neue und selbst entwickelte Therapie vorzustellen, die auf dem Prinzip der auditiven Metapher beruht. Die Therapie ist ratsam, wenn sich klare Symptome abzeichnen: "Wer singt und lacht, gehört in die Therapie" sangen die Bühnentherapeuten und lachten.
Mit Witz und musikalischen Leckerbissen spürten Adelheid und Co. die alltäglichen Spleens und Neurosen auf und behandelten sie mit Instrumenten aus einer "Toolbox", in der Pillchen, Handschellen und andere Utensilien zum Ruhigstellen waren, oder mit überlebenstauglichen Hits wie "I Will Survive" von Gloria Gaynor.
Sting gegen Stalking
Viele Songs wurden mit eigenen hintergründigen Texten aus der Feder von Wilfried Nielitz versehen, für andere therapiebedürftige Probleme boten sich bekannte Hits an. Auch bei Suchtproblemen kann die auditive Metapher-Methode angewandt werden. So ist der Rehab-Song von Amy Winehouse ein probates Mittel zur Suchtbehandlung, und Stings gesungenes " . . . every step you take, I’ll be watching you" ist bei Stalking in Erwägung zu ziehen. Und zur Burnout-Prophylaxe empfiehlt sich der Stones-Hit "Mothers Little Helper". Trennungs-Probleme, Neurosen aller Art, Phobien und Depressionen, die auditive Methode hilft, was die Künstler bewiesen. So heilten sie eine Besucherin von Höhenangst, und einem andern Gast konnte mit einem Plüschtier geholfen werden.
Kleine Sketche oder Interaktionen mit dem Publikum gingen nahtlos in Musik über, und dabei überzeugte das Trio nicht weniger. Die drei Künstler ließen es swingen, spielten coolen Blues und rockten. Sie sind vielseitig und begeisterten das Publikum, das sicher nicht vollkommen geheilt die Anstalt verließ, aber sicher auf dem Weg der Besserung ist.
Besser hätten es die Veranstalter, der Verein "Frauen helfen Frauen" aus Oberursel und das Frauennetzwerk Usingen, nicht machen können. Sie hatten zu der Benefiz-Veranstaltung eingeladen und baten, statt Eintritt zu nehmen, um Spenden. 1540 Euro sind zusammengekommen, die in die Frauenarbeit fließen.