"Genug ist genug. Wir halten nicht länger still, wir haben das dauernde Vertrösten satt." Mit diesen harschen Worten luden die Schulelternbeiräte Maria Diedrich, Thomas May und Astrid Abd Ala Anfang der Woche die Presse zu einem Ortstermin in der Mädchentoilette der Sachsenhäuser Holbeinschule ein. "Wir haben die Schnauze voll", sagt Rüdiger Lang, der Rektor der 340 Schüler starken Realschule gleich zu Beginn des Treffens.
Was ist bloß los in der Holbeinschule? Schülerin Lucia (15) klagt, sie habe die Schultoilette seit fünf Jahren nicht benutzt, weil diese einfach zu eklig sei. Schulsprecherin Nada (15) bezeichnet den Zustand der Mädchentoilette als einen "Skandal" und verweist auf Schmierereien, den defekten Handtrockner, Toilettenkabinen, deren Türen sich nicht schließen lassen und Spülkästen, die noch mit einer Schnur betätigt werden. Keine Frage, die Mädchentoilette der Holbeinschule ist hochbetagt und sanierungsbedürftig.
Rund 70 000 Euro würde die Sanierung der Sanitäranlage kosten. Mehrfach, zuletzt 2012, stand das benötigte Geld bereits im städtischen Haushalt. Selbst der zuständige Ortsbeirat 5 befand, dass "eine Sanierung mehr als dringend erforderlich" sei. "Wir werden seit mehr als acht Jahren vertröstet", klagt Schulleiter Lang und verweist auf die benachbarte Freiherr-vom-Stein-Schule sowie die Carl-Schurz-Schule, in die die Stadt in den vergangenen Jahren Millionenbeträge investierte. Nur an der Holbeinschule geschehe nichts.
Martin Müller-Bialon, Sprecher von Bildungsdezernentin Sarah Sorge (Grüne), wohnt dem Ortstermin in der müffelnd
en Schultoilette ebenfalls bei und verweist auf eine Überprüfung des Gesundheitsamts. Das Ergebnis: keine hygienischen Beanstandungen. "Ich kann nichts versprechen. Das wäre unseriös", entgegnet Müller-Bialon auf die Frage, wann denn mit einer Sanierung zu rechnen sei. Doch aufgrund der angespannten Haushaltssituation könne die Stadt in diesem Jahr nur 32,7 Millionen Euro in den Erhalt der Frankfurter Schullandschaft stecken. Das sind 53 Millionen Euro weniger als benötigt.
Investitionsstau allerorten
Der städtische Sparzwang wirkt sich auch auf andere, teils dringliche, teils weniger vorrangige Schul-Ertüchtigungen im Frankfurter Süden aus. So ist auch die Toilettenanlage an der Oberräder Gruneliusschule seit Jahren dringend sanierungsbedürftig, doch die Stadt ziert sich, die Sanierung zeitnah in Angriff zu nehmen. Ebenso verzögert sich die Sanierung der ehemaligen Heinrich-von-Stephan-Schule in Sachsenhausen. Die Stadt steckte bereits über zehn Millionen Euro in die Ertüchtigung des Schulgebäudes. Doch ein Ende der Arbeiten ist noch nicht absehbar, weshalb sich der Umzug der benachbarten Wallschule seit über drei Jahren verzögert (wir berichteten). Nicht zu vergessen die seit Jahren gesperrten Werkräume der Schwanthalerschule. Doch statt die nötigen 400 000 Euro zur Ertüchtigung der Werkräume auszugeben, stellte die Stadt für den selben Betrag einen Schlossermeister an und kaufte Werkzeug, das bis heute originalverpackt und ungenutzt im Keller steht.
Martin Müller-Bialon erklärt den erschreckenden Investitionsstau damit, dass viele Frankfurter Schulen Gründerzeitbauten sind, die um die Jahrhundertwende entstanden. Jetzt, da der Zahn der Zeit die nötigen Investitionen immer weiter in die Höhe treibt, rächt sich der jahrelange Aufschub dringender Instandsetzungsarbeiten.
Toiletten müssen warten
430 000 Euro stehen dem Bildungsdezernat in diesem Jahr für Toilettensanierungen zur Verfügung. Dieser Betrag reicht gerade einmal für zwei besonders vordringliche Maßnahmen. In den nächsten Jahren dürfte sich der finanzielle Spielraum kaum verbessern. Für die Schüler der Holbeinschule heißt es also abwarten, bis sie an der Reihe sind. Auf welchem Platz der ominösen Toilettensanierungsliste die Schule derzeit rangiert, will Martin Müller-Bialon nicht sagen. Jedoch stehe außer Frage, dass die Stadt die Notwendigkeit der Toiletten-Sanierung erkannt habe.