Es gibt Menschen, die haben Problemzonen. Häuser und Gebäude können die aber auch haben. Die Ruine der St. Johanniskirche in Weißkirchen zum Beispiel leidet unter bröckelndem Putz. Das allein ist schon nicht schön, doch auf dem Putz an den Wänden im Altarbereich befinden sich Malereien, die unwiederbringlich verloren wären.
Bereits im Jahr 2000 hat die in Steinbach aufgewachsene und inzwischen in Wiesbaden tätige Restauratorin Andrea Frenzel eine restauratorische Voruntersuchung an der Ruine vorgenommen, um festzustellen, was genau getan werden müsste, um die Malereien zu erhalten.
"Dabei habe ich festgestellt, dass einige Malschichten nicht nur drohen abzubröckeln, sondern es bereits sind", so die Expertin. Inzwischen sind 40 000 Euro in den Haushalt der Stadt eingestellt worden, um die Wandbilder der St. Johanniskirche zu restaurieren. Das Landesamt für Denkmalpflege hat einen Zuschuss von 5000 Euro für das Vorhaben gewährt. Das Geld ist aber nicht nur für die Restaurierungen im Chorbereich gedacht, sondern für das gesamte Gebäude. Allerdings hat die Erhaltung der Malereien jetzt Vorrang.
Das Gotteshaus war 1967 in Brand geraten, als ein Blitz in den Dachreiter einschlug. "Das Löschwasser der Feuerwehr hat dann den Rest erledigt", sagt Wolfgang Breese von der Denkmalschutzbehörde der Stadt, der die Geschichte der Ruine sehr gut kennt. Seit zwei Monaten arbeiten nun die Restauratorinnen Isabell Hoffmann und Ramona Stein - Mitarbeiterinnen von Andrea Frenzel - daran, die Wandmalereien aus dem Jahr 1885 und 1925 wieder in neuem Licht erstrahlen zu lassen.
"Direktem Schlagregen sind die Malereien zwar nicht ausgesetzt, aber Wind und Luftfeuchtigkeit machen den Kunstwerken schon zu schaffen", weiß Frenzel. Ihre Hauptarbeit sei im Moment das Konservieren und gleichzeitige Reinigen der Malereien. Sieht man genau hin, dann entdeckt man schnell viele kleine Haarrisse im Putz der Wände. Dieses Krakelee lässt Feuchtigkeit weiter eindringen und zerstört auf lange Sicht die Kunstwerke. "Außerdem wurde auf die Wände irgendwann in den 80er Jahren Zementmörtel aufgetragen, der nun entfernt werden muss", erklärt Andrea Frenzel. Der Grund hierfür liegt darin, dass der Zementputz keine Feuchtigkeit herauslässt und diese in die Malerei zieht. "Kleine Risse werden mit Paraloyd, einem Kunstharz, ausgebessert, größere abgeplatzte Stellen mit Kalkmörtel ergänzt", sagt Frenzel. Die Kreuzigungsgruppe an der rechten Seite des Altarraumes ist bereits fertig.
Zurzeit arbeitet Isabell Hoffmann gerade mit sehr viel Liebe zum Detail an dem Bild in der Apsis, das Gott Vater, Jesus und Maria zeigt. Um anschaulich zu machen, wie viel heller die gereinigten Malereien erstrahlen, hat sie nur die rechte Seite der Gottes-Figur gesäubert, die andere blieb vorerst noch im Ausgangszustand. "Das ist wirklich enorm", bewunderte Bürgermeister Hans-Georg Brum (SPD) die Arbeit der Expertinnen.
In den kommenden zwei Monaten werden die Restauratorinnen wohl noch beschäftigt sein, denn auch die Engel-Figuren neben den Fenstern, die etwa um 1929 von dem Maler K. R. Schön gestaltet wurden, kommen noch dran. "Es heißt, die Gesichter der Engel seien nach dem Vorbild von Weißkirchener Frauen gemalt worden", weiß Andrea Frenzel. "Jedenfalls haben es mir alte Weißkirchenerinnen so erzählt."
Doch auch wenn die Kirche schon seit Jahrzehnten eine Ruine ist, wird sie dennoch als Aufführungsort genutzt. Am Sonntag, 6. Juli, soll es hier zum Beispiel ein Konzert des Männerchors des Vereins Germania mit der Gruppe Jazz-Confusion geben. Beginn ist um 18 Uhr. Bei dieser Gelegenheit können sich die Besucher ein Bild von den restaurierten Malereien machen.