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Wie weit öffnet die Kirche ihre Tür? - Taunus-Protestanten ringen um richtigen Umgang mit Homo-Paaren

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Segnungen gleichgeschlechtlicher Paare sind schon seit Jahren möglich - das hat die Synode, das Kirchenparlament, der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau (EKHN) bereits 2002 beschlossen. Damals wie heute wurde das Thema kontrovers diskutiert, wobei bei der Sonder-Synode am vorigen Wochenende gerade mal drei der 134 Geistlichen gegen die neue "Lebensordnung" stimmten (siehe ZUM THEMA).

Damit kommt auf alle protestantischen Gemeinden eine gravierende Neuerung zu: Frauen- und Männerpaare, die sich segnen lassen, werden künftig wie Ehepaare ins Kirchenbuch eingetragen. Die Segnung wird durch den Beschluss zu einer Amtshandlung und einer Trauung gleichgesetzt. Ob sie künftig auch so heißt, wird noch diskutiert - auch im Taunus.

Gab es zwischen 2002 und 2012 in der EKHN 130 kirchliche Segnungen, so waren es im Dekanat Hochtaunus bis heute gerade einmal zwei - in eine Oberursel und in eine Ober-Eschbach. "Die Schwulen und Lesben trauen sich nicht in die Kirche", deenkt Pfarrer Herbert Lüdtke aus Steinbach.

St. Georg sei "Ballungsraumgemeinde; viele im Kirchenvorstand kennen Homosexuelle, sind gebildet und modern", erklärt Lüdtke. Sie war 2002 eine der ersten Gemeinden der EKHN, die die Segnung befürworteten. Durchgeführt hat sie sie mangels Interessierter bis heute nicht. "Leider", bedauert Lüdtke. Sein Kollege Werner Böck setzt sich als Vorsitzender des Solidarfonds des Pfarrervereins der EKHN seit 2005 für die volle Gleichbehandlung von Ehegatten und eingetragenen Lebenspartnern ein.


 

In Deutschland könne jeder so leben, wie es ihm gefalle, meint auch Hans Ulrich Jox, Pfarrer aus Wehrheim. "Das bedeutet aber nicht, dass ihm für seinen Lebensentwurf der Segen Gottes zuzusprechen ist." Die Bibel gehe klar davon aus, "dass die Ehe auf Mann und Frau beschränkt ist". Deshalb lehnt er die Segnung gleichgeschlechtlicher Paare ab. Das wird den Pfarrern in der neuen "Lebensordnung" freigestellt - dann muss der Dekan aber einen anderen Pfarrer finden, der die Segnung durchführt. Ähnlich wie Jox denkt Hans Bühler aus Usingen-Eschbach - auch er lehnt die Segnung ab. Eine Lebenspartnerschaft auf eine Ebene mit der Ehe zu stellen hält er für eine "Verrückung" der normalen Gegebenheiten.

 

Über Motive reden

 

Astrid Bender, Pfarrerin der Erlöserkirche Bad Homburg, würde mit dem betreffenden Paar "ein ausführliches Gespräch über seine Motive" führen. Wenn Homosexuelle "ernsthaft als Christen um Gottes Segen bitten, kann ich ihnen diesen nicht verwehren".

"Wenn zwei Menschen Gottes Segen für ihr Leben haben möchten, finde ich das erst einmal großartig", meint ebenso Fabian Vogt, Pfarrer in Oberstedten. Den werde er auch sicher nicht verweigern. "Ob man einen Segensgottesdienst Trauung nennt oder nicht, halte ich dabei für zweitrangig."

Dietmar Diefenbach aus Ober-Eschbach hält die bisherige Unterscheidung zwischen Segnung und Trauung für absurd. "Das Eigentliche einer kirchlichen Trauung, ein Versprechen vor Gott und Gottes Segen für die Partnerschaft, ist nach meinem Empfinden mit einer Segnung identisch".




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