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Sie liebt die Herausforderung - Ohne Ursula Carls und ihre Stiftung wären viele soziale Projekte nicht möglich - heute wird die Mäzenin 90 Jahre alt

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Ursula Carls ist es gewohnt, den Überblick zu behalten. Sie besucht jedes Projekt ihrer Stiftung regelmäßig und überzeugt sich gern selbst davon, dass das Geld am richtigen Ort ankommt und alles reibungslos funktioniert. Deshalb ist es für die Vorstandsvorsitzende der Carls Stiftung ein ungewohntes Gefühl, sich einmal voll und ganz auf die Planung anderer zu verlassen. "An meinem Geburtstag gibt es eine Überraschungsparty", erzählt Ursula Carls. Ob daheim oder auswärts, wer eingeladen ist und was passiert - Familie und Stiftungsteam halten all diese Details noch geheim. "Ich bin gespannt", sagt sie schmunzelnd. "Und natürlich auch ein klein wenig aufgeregt."

Heute wird Ursula Carls 90 Jahre alt. Vielen ist sie vor allem durch ihre Stiftung bekannt, die sie gemeinsam mit ihrem mittlerweile verstorbenen Mann Otto Wilhelm Carls gründete - zunächst, um sich für die Mitarbeiter seines Unternehmens einzusetzen. Als Otto Wilhelm Carls 1995 starb, wurde die Unternehmensstiftung in eine gemeinnützige Stiftung umgewandelt und unterstützt seither zahlreiche Projekte in Königstein, im Rhein-Main-Gebiet und darüber hinaus. Das Projekt der Krebsforschung zusammen mit der Universitätsklinik Frankfurt, das dreijährige Schüler-stipendium der Jugend-Fussball-Akademie und das Singprojekt PRIMACANTA, mit dem Grundschulkindern die Freude am Singen vermittelt wird, sind nur einige Beispiele ihrer umfassenden Stiftungsarbeit.

 

Bärenstark für Kinder

 

Ganz besonders am Herzen liegt dem heutigen Geburtstagskind das Projekt Bärenstark: "Das ist ein Ferienprojekt für Geschwister von behinderten Kindern", erzählt Ursula Carls. "Auch sie sollen mal ungezwungene Ferien haben und im Mittelpunkt stehen."

Bärenstark läuft im sechsten Jahr und aktuell nur in Hessen. "Doch es ist unser Ziel, starke Partner zu finden, um es auf ganz Deutschland auszuweiten", sagt Claudia Freitag, die sich um PR und Marketing der Stiftung kümmert.

Ursula Carls ist in Königstein als Mäzenin bekannt. Dabei kommt sie ursprünglich gar nicht aus der Burgenstadt. Geboren wurde sie am 21. Juni 1923 in Monschau in der Eifel als mittleres von drei Kindern, ihr Vater war Arzt. "Ich bin so groß geworden, dass man hilft, wenn man kann", sagt Carls über ihre Kindheit.

Später kam die Familie viel herum, lebte im Rheinland und Berlin, bevor sie sich in Bremen niederließ. Hier lernte Ursula Carls ihren Mann kennen und heiratete, hier lebten die Carls lange Jahre. 1959 kamen sie aus beruflichen Gründen nach Königstein.

Viel lieber als über die alte Zeit spricht Ursula Carls aber über die vielen Projekte, die sie regelmäßig besucht. Über die vielen kleinen Hilfen, die sich groß anfühlen für die, die sie bekommen. Und über den Slogan ihrer Stiftung, die laut Satzung ausschließlich Institutionen und Gruppen fördert. "Hilfe schafft Zuversicht, das ist unser Motto", erklärt Ursula Carls. Wie viel Geld die Stiftung in den 16 Jahren seit ihrer Gründung ausgezahlt hat, möchte Ursula Carls nicht schätzen. "Aber wenn nichts mehr geht, dann ist die Carls Stiftung da." Diesem Motto getreu tätigte sie auch ihre jüngste Spende: Den Opfern des Hochwassers in der Partnerstadt Königstein (Sachsen) spendete sie 100 000 Euro (wir berichteten). "Das mildert meine große Sorge, ich bin sehr, sehr dankbar", sagte Frieder Haase, der parteilose Bürgermeister des flutgeplagten Ortes, in der vergangenen Woche, als er von der großzügigen Spende erfuhr.

 

Nicht wie Beatrix

 

Ihr 90. Geburtstag ist für Ursula Carls kein Grund, aufzuhören. "Ich will nicht zurücktreten wie Königin Beatrix, sondern weitermachen, bis es nicht mehr geht", sagt die Mäzenin, die stets gerne gereist ist und die für ihre Hilfe neben der Ehrenplakette der Stadt Königstein und der Georg-August-Zinn-Medaille auch das Bundesverdienstkreuz verliehen bekam. Eine Nachfolgerin hat sie aber dennoch schon bestimmt: Ihre Tochter Ulrike Soeffin, bereits jetzt im Vorstand, wird die Stiftungsgeschäfte eines Tages weiterführen.

Das könnte allerdings noch dauern. Denn Ursula Carls ist energiegeladen, fühlt sich wohl und kennt sich auch mit ihrem iPad und ihrem Smartphone bestens aus. "Heute kann man doch gar nicht mehr ohne all diese Technik arbeiten", findet sie. Und weil Ursula Carls noch nie vor Herausforderungen zurückgeschreckt ist und außerdem keine Höhenangst hat, unternimmt sie auch mit 90 Jahren noch Gleitschirmflüge - zuletzt vor gut drei Wochen.

"Der Gleitschirmpilot, mit dem ich geflogen bin, sagte, ich sei seine bisher älteste Mitfliegerin gewesen", sagt Ursula Carls mit einem kleinen Blitzen in den Augen.

Vielleicht bricht sie im nächsten Jahr ihren eigenen Rekord: "Das lasse ich auf mich zukommen." Wundern würde es zumindest niemanden.




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