Karin Giel ist eine richtige Frohnatur, was sicher auch an ihren rheinländischen Wurzeln liegt. Doch mittlerweile ist ihre Heimat seit fast 20 Jahren Kirdorf. Hier arbeitet sie als Kantorin der Gedächtniskirchengemeinde, die in diesen Wochen ihr großes Jubiläum feiert und zu dem Giel einen nicht unerheblichen musikalischen Beitrag leistet, wie das großartige Konzert mit acht Organisten am vergangenen Freitag bewies.
Wie beliebt die 52-Jährige ist, wurde auch nach den Eröffnungsfeierlichkeiten deutlich, die die Musikerin mit zwei Orgelstücken bereichert hatte. Von allen Seiten wurde die Kantorin gegrüßt, gelobt, umarmt - mit vielen aus der Gemeinde duzt sie sich. "Manchmal komme ich mir hier vor wie ein Fossil", ulkt sie und freut sich doch über die große Wertschätzung. "Ihre Begeisterung ist enorm, es ist einfach ansteckend, wie Karin Musik zelebriert", be-schreibt Jörg Bollmann, der im Kirchenchor singt.
Man glaubt Karin Giel aufs Wort, dass die Musik nicht nur ihr Beruf, sondern auch ihr größtes Hobby ist und sie für ihr Leben gern in die Oper geht. Dabei hätte sie fast Physik und Mathematik studiert, doch "als ich gesehen habe, was meine Schwester da an Zahlenkolonnen pauken musste, habe ich mich lieber für die Kirchenmusik eingeschrieben".
Ein Drittel Dekanat
Eine Entscheidung, für die sich die Gedächtniskirchengemeinde und das Dekanat glücklich schätzen. Zu einem Drittel ihrer Stelle ist sie mit "gemeindeübergreifenden kirchenmusikalischen Aufgaben" des Dekanats betraut. Die übrigen zwei Drittel gehören "ihrer Gedächtniskirche", zu der sie "in Fahrraddistanz" wohnt und in der sie sich um alle musikalischen Belange kümmert. Organistin im Gottesdienst, Chorleiterin des Kirchen- und zweier Kinderchöre, Organisatorin von Konzerten - in einer so lebendigen Gemeinde gibt es musikalisch viel zu tun. Und "trotz all der Jahre Erfahrung muss ich durchaus auch noch üben", verrät sie.
Dass das große Jubiläum auch dem 25. Geburtstag der Kern-Orgel der Gedächtniskirche gewidmet ist, freut die Kantorin. Seinerzeit durfte sich ihre Vorgängerin Britta Martini nach dem Motto "Was hätten Sie denn gerne?" eine Orgel nach ihren Wünschen zusammenstellen. "Das muss ja ein Traum gewesen sein, und sie hat eine gute Wahl getroffen. Unsere Kern-Orgel ist ein wunderbares Instrument und seit der Renovierung ist die Akustik auch großartig", schwärmt die Musikerin, deren Beruf auch Berufung ist.