Quantcast
Channel: Rhein-Main
Viewing all articles
Browse latest Browse all 41368

Hirschkäfer, bitte melden - Fachleute zählen die geschützten Tiere - Homburg ist Käfer-Hochburg

$
0
0

Ein mächtiges Brummen schreckt die Flaneure im Kurpark auf. Der große Käfer, der abends geräuschvoll seine Runden zieht, jagt denen, die ihm in der Dämmerung begegnen, nicht selten einen gehörigen Schrecken ein.

Es sind Hirschkäfer, die derzeit mit Eifer auf Partnersuche sind. Viel Zeit bleibt ihnen nicht, sich um den Nachwuchs zu kümmern. "Acht Jahre lang haben sie als Larve unter der Erde verbracht - als fertige Käfer leben sie selbst dann nur sechs bis acht Wochen. Da heißt es schnell auf Brautschau zu gehen und die Fortpflanzung sicherzustellen" sagt Christian Geske, Artenschutz-Experte von Hessen-Forst. Der in Usingen aufgewachsene Biologe verantwortet das Hirschkäfer-Beobachtungsnetz, mit dem Hessen-Forst seit 2007 genaue Informationen über die Verbreitung des gesetzlich geschützten Hirschkäfers in Hessen sammeln will.

"In den letzten zehn Jahren haben wir 70 Fundmeldungen aus dem gesamten Hochtaunuskreis erhalten. Der Schwerpunkt lag dabei ganz klar auf dem Vordertaunus und vor allem in Bad Homburg", berichtet Geske. Der 44-Jährige hofft, dass noch mehr Bürger dabei mithelfen, alle Hirschkäferfunde zu melden.

Seit 2012 kooperiert Hessen-Forst mit der Schutzgemeinschaft Deutscher Wald im Projekt "Die große Hirschkäfer-Pirsch". Mit über 1000 Meldungen wurden im vergangenen Jahr so viele Funde wie noch nie an das hessische Hirschkäfermeldenetz gemeldet.

Dass die im Hochtaunuskreis entdeckten Exemplare vor allem im Vordertaunus gesichtet wurden, hat einen einfachen Grund. "Im Vordertaunus ist es immer ein paar Grade wärmer. Hitze ist für den Hirschkäfer super. Sie fliegen abends nur, wenn es über 16 Grad warm ist", beschreibt der Biologe.

Vor allem aber ist es der steinige Boden im Usinger Land, der dem Hirschkäfer gar nicht gefällt. Damit die Weibchen die Larven bis zu 20 Zentimeter tief im Erdreich ablegen können, ist der lockere Lößboden im Vordertaunus und in der Wetterau natürlich optimal. Auch der geschlüpfte Käfer muss sich ja auch wieder ans Tageslicht buddeln können.

Von Mitte Mai bis Mitte Juli sind die Käfer aktiv. Sie sitzen gerne an Bäumen und am Boden oder fliegen geräuschvoll durch Gärten und Parks. Bevorzugt tummeln sie sich im Eichenbestand, weil Eichen als Brutstube besonders geeignet sind.

Das Männchen ist nicht nur wegen seiner Größe von bis zu acht Zentimetern auffällig. Vor allem die geweihartigen Mundwerkzeuge sind richtig beeindruckend. "Mit der einfachen Formel "3 x 8" lernt man leicht das Wesentliche über den Käfer", meint Geske. "Er lebt acht Jahre lang als Engerling im Boden eingegraben, fliegt acht Wochen als fertiger Käfer in den Wäldern und wird dabei bis zu acht Zentimeter groß!"

Wer einen Hirschkäfer findet, kann den Fund - möglichst mit Foto und Kontaktdaten - an Hessen-Forst (www.hessen-forst.de/FENA) melden. Interessierte Biologielehrer können von der Schutzgemeinschaft Deutscher Wald Unterrichtsmaterialien zum Hirschkäfer anfordern. Informationen zur großen Hirschkäfer-Pirsch gibt’s ebenfalls im Internet: www.hessen-forst.de/hirschkaefer und unter www.sdwhessen.de.




Viewing all articles
Browse latest Browse all 41368