Viele Kinder fiebern den Sommerferien entgegen. In zwei Wochen beginnen sie. Monika Kiesling sieht dem letzten Schultag jedoch mit gemischten Gefühlen entgegen, denn für sie ist es wirklich der letzte Schultag. Die 63-Jährige wird zum 1. August pensioniert.
27 Jahre lang hat Monika Kiesling an der Grundschule Weißkirchen unterrichtet. Unzählige Jungs und Mädchen haben bei ihr Deutsch und evangelische Religion gehabt und auch als Klassenlehrerin war sie beliebt. Dabei kam sie per Zufall an die kleine Grundschule. Monika Kieslings Wurzeln liegen nämlich in Niedersachsen.
Dort wuchs sie auf und studierte. An der Universität Göttingen lernte sie ihren Mann Hans-Joachim kennen, mit dem sie inzwischen seit 38 Jahren verheiratet ist. Hochzeit war am Unabhängigkeitstag der Amerikaner, dem 4. Juli 1975, genau vier Wochen, bevor sie mit ihrem Mann nach Chicago (USA) ging. "Er studierte dort bereits und ich folgte ihm nach dem zweiten Staatsexamen dorthin", erinnert sich die Pädagogin.
Dazu musste sie allerdings dem Schuldienst vorerst den Rücken kehren. "Ich habe während der eineinhalb Jahre in den USA ein Zusatzstudium in pädagogischer Psychologie absolviert und mit dem Master-Titel abgeschlossen", erzählt sie. 1977 kam das Paar zurück nach Deutschland, und da ihr Mann eine Stelle an der Universität in Frankfurt erhielt, zogen sie nach Oberursel. Monika Kiesling übernahm an der Integrierten Gesamtschule Stierstadt (IGS) eine Schwangerschaftsvertretung und blieb insgesamt neun Jahre lang an der Schule.
"Dann gab es an der Grundschule Weißkirchen einen Lehrermangel und ich wurde gefragt, ob ich nicht für drei Monate dort unterrichten könne." Monika Kiesling sagte zu. Ein Jahr später verhielt sich die Situation ähnlich. Wieder sagte sie zu - und blieb. Die Entscheidung von damals habe sie bis heute nie bereut. "Ich arbeite sehr gern mit kleinen Kindern und die Kollegen sind sehr nett", sagt sie und lächelt.
Vor 13 Jahren übernahm Monika Kiesling die Stelle der Konrektorin, die sie bis heute innehat. Nicht nur mit der damaligen Rektorin Katharina Halbig, auch mit deren Nachfolgerin Ursula Breuer habe sie unheimlich gern zusammengearbeitet, so die Pädagogin. "Ich versuche sie so weit es mir möglich ist zu entlasten. Auch der Spagat zwischen Rektorin und Lehrerkollegen war für mich kein Problem", stellt sie fest.
Die Schule an sich und auch der Beruf des Lehrers habe sich über die Jahrzehnte gewandelt, so die Pädagogin. "Die Schule von heute ist auf ein bestimmtes Konzept ausgelegt. Viele entwickeln sich in Richtung Ganztagsschule", sagt Monika Kiesling. "Auch die Methoden sind heute andere als früher. Gruppenarbeit, Präsentationen, freies Reden gehören heute dazu. Außerdem wenden sich inzwischen viele Eltern an die Schule, um Hilfe und Beratung zu erhalten."
Über ihre Pensionierung habe sie sich schon vor längerer Zeit Gedanken gemacht. "Im vergangenen Jahr habe ich meine vierte Klasse abgegeben und dann natürlich keine neue Klasse übernommen", erzählt sie. "Stattdessen habe ich mich im Fachlehre-Unterricht und in der pädagogischen Mittagsbetreuung engagiert." Die Tage bis zum Ruhestand zähle sie allerdings nicht, so Monika Kiesling.
Nachfolge noch offen
"Ich weiß, ich muss mich komplett von der Schule trennen", sagt die Pädagogin. Aber in der ersten Ferienwoche wird sie gemeinsam mit Rektorin Ursula Breuer zum letzten Mal den Stundenplan ausarbeiten, da die Bewerbungsfrist für ihre Stelle noch läuft und die Nachfolge daher offen ist. Danach ist eine große Fahrrad-Tour mit ihrem Mann durch die neuen Bundesländer geplant. Außerdem möchte sich Monika Kiesling mehr Zeit für Hobbys nehmen, die in den vergangenen Jahren zu kurz kamen. "Einen Malkurs würde ich gern besuchen und mehr Sport machen", verrät sie. Auch für ausgiebige Lesestunden und soziales Engagement wäre jetzt Zeit. "Und da mein Mann seit zwei Jahren ebenfalls in Rente ist, können wir auch endlich mehr gemeinsam unternehmen", freut sie sich.