Tino ist ein English Toy Terrier und mittlerweile bereits der 13. Hund im Leben von Jutta W. Thomasius. Die stattliche Zahl an tierischen Begleitern im Laufe der Jahre deutet darauf hin, dass Frauchen ein gewisses Alter erreicht hat. Ein kaum zu glaubendes Alter sogar: Heute wird die bekannteste Journalistin Frankfurts 90 Jahre alt. Wie bitte? Jutta 90? Niemals! Und doch, es ist wahr. Unsere Jutta im "Dinner for One"-Alter, aber Welten von der schrulligen Miss Sophie im TV-Klassiker entfernt.
Hund Nummer 13 an ihrer Seite ist ein ganz besonderer: ein Rüde. Der erste nach zwölf Hündinnen. Es begann Anfang der 50er Jahre mit Bine, einer Dackeldame. Richard Kirn, legendärer FNP-Lokalchef, hatte Bine für seine Frau gekauft, doch die wollte lieber einen Pudel. Auf diese Weise ist "jwt" - damals noch nicht lange bei der FNP - auf den Hund gekommen. Ihre vierbeinigen Begleiter waren in der Folgezeit so stadtbekannt wie sie selbst. Unvergessen sind zum Beispiel die beiden weißen Pudel Tanja und Sissi.
Kirn war auch derjenige, der die Leberecht-Stiftung dieser Zeitung ins Leben gerufen hat und "jwt" schnell für seine Idee begeistern konnte. Heute, mehr als 60 Jahre später, ist Jutta unsere "Mama Leberecht". Ohne sie, ohne ihren unermüdlichen Einsatz, wäre unsere Stiftung für behinderte und benachteiligte Kinder und Jugendliche niemals zum Musterbeispiel für effektive Hilfe geworden.
Ob Palmengarten oder Zoo, Fassenacht oder Theater, Tierheim oder Museen, Mode oder Musik, "die Jutta" hat über sie alle in ihrem unverwechselbaren Stil berichtet. Sie war überall gern gesehen, denn wenn "jwt" sich eines Themas annahm, dann mit vollem Engagement und nie halbherzig. Das tut sie heute noch. Auch im hohen Alter fährt sie noch regelmäßig mit ihrem Auto von Wasserburg am Bodensee, seit ein paar Jahren ihr Wohnort, zu Terminen nach Frankfurt - zum Beispiel, um im Bürgerhaus Bornheim das beliebte Caféhaus zu moderieren. Schon mit 16 Jahren saß die gebürtige Bad Hersfelderin am Steuer. Sie bekam eine Sondergenehmigung zum Autofahren, weil ihr Vater schwer kriegsbehindert war.
Promis gaben sich bei ihr die Klinke in die Hand, öffneten ihr umgekehrt bereitwillig die Türen. Und manchmal stürzte sie sprichwörtlich mit der Tür ins Haus. 1966 zum Beispiel, als sie Boxer Cassius Clay (später Muhammad Ali) vor dessen Frankfurter Kampf gegen Karl Mildenberger interviewen wollte und im Hotel unversehens dem splitternackten Modellathleten gegenüberstand, der gerade duschte.
Wenn Jutta W. Thomasius ihren 90. Geburtstag feiert, dann wird es natürlich kein "Dinner for One" geben wie im TV-Dauerbrenner, sondern eine große Party mit vielen Menschen, denen "jwt" im Laufe ihres Lebens begegnet ist. Sie möchte keine Geschenke, sondern bittet um eine Spende für die Leberecht-Stiftung. Wenn an ihrem runden Geburtstag viel Geld für ihre Schützlinge zusammenkommt, dann ist unsere Jutta glücklich.