Es dauert an diesem Mittwochnachmittag keine zwei Minuten, bis man miterleben kann, was die Anlieger der Audenstraße tagtäglich ärgert und weshalb sie eine Interessengemeinschaft gegründet haben. Aus Richtung Elisabethenstraße kommen zwei Autos, offensichtlich auf der Suche nach einem (natürlich nicht vorhandenen) Parkplatz; aus einem Hof parkt rückwärts ein Fahrzeug aus, und von der Louisenstraße biegt ein Kurierfahrer ein. Was folgt, liegt auf der Hand: motorisierte Rudelbildung, Stillstand, gefährliches Rückwärtsrangieren - und das alles in einer engen "Spielstraße", die von zahlreichen Fußgängern belebt wird und an deren Seite Kaffeetische aufgestellt sind.
"Ich habe heute 60 Autos gezählt, die aus der Louisenstraße hier abgebogen sind, die meisten waren Lieferwagen", berichtet Antonio Laurito von "Pane e Vino". Zum Beweis zeigt er Fotos und Videos, die das Chaos vor seinem Eckrestaurant bestätigen. Vor wenigen Tagen hat er dokumentiert, dass dem Fahrer eines Sanitätsfahrzeugs wohl nicht bewusst war, dass in Höhe "Pizza Hut" neue Poller stehen: Sein Beifahrer musste aussteigen und das Fahrzeug rückwärts über die Fußgängerzone lotsen - da möchte man nicht als Notfall hinten im Krankenwagen liegen . . .
Gäste in Lebensgefahr
"Die Lkw für Müll und Papier kommen sowieso fast nicht um die Kurve, da schweben meine Gäste in Lebensgefahr", ereifert sich der Gastronom. Überhaupt: Dass die Entsorgungsfahrzeuge nicht früh morgens kommen, sondern "irgendwann, meistens am Nachmittag", versteht hier keiner.
Unter Federführung von Peter Kofler und Amir Parandian traf man sich nun zur Gründung der Interessengemeinschaft "Unsere Audenstraße". Aufgrund des kurzfristigen Termins waren zwar nicht viele Anlieger persönlich anwesend, doch Kofler hatte mit den meisten gesprochen und sich deren Unterstützung zugesichert: "In der Audenstraße gibt es acht gastronomische Betriebe, zwei Hotels, elf Büros und Praxen sowie neun Geschäfte - also 30 Gewerbetreibende, plus die Anwohner." Zu denen gehört Ellen Hahn, die über das Treiben auf ihrer Straße nur noch den Kopf schütteln kann: "Die Audenstraße war schon immer chaotisch, aber jetzt ist das Chaos perfekt", fasst sie die Situation zusammen.
Die Poller müssen weg
"Wir fordern, dass die Poller vor ,Pizza Hut‘ sofort zurückgebaut werden und der Verkehr wieder über die Louisenstraße abfließt", so Kofler. Weiterhin will die Initiative, dass die Stadt ein umfassendes, professionelles Verkehrskonzept in Auftrag gibt, das "Hand und Fuß hat, damit mit den Schnellschüssen endlich Schluss ist". Außerdem könne man kaum glauben, dass die Reparatur der versenkbaren Poller am oberen Ende der Audenstraße und an der Ecke Louisenstraße/Schwedenpfad 100 000 Euro kosten soll, und will das geklärt haben. Falls die Stadt ernsthaft darüber nachdenke, den Markt ans Rathaus zu verlegen, wäre das für die Initiative ein absolutes Unding. "Der Markt gehört auf den Marktplatz, er ist das A und O für die obere Louisenstraße, aber man muss die Beschicker eben auch pflegen!"
Aber "Unsere Audenstraße" fordert nicht nur, sondern hat auch Vorschläge, um "die schönste Nebenstraße" für die Bürger attraktiver zu machen. Eine Idee ist, ein kulinarisch-musikalisches Straßenfest zu organisieren, zumal man mit acht gastronomischen Betrieben ohnehin die "heimliche Fressgass Bad Homburgs" sei.
Die Initiative betont, dass sie sich keineswegs in Konkurrenz zur Aktionsgemeinschaft sehe, im Gegenteil: Jörg Hölzer habe der Gruppe bereits seine Unterstützung zugesagt und auch Bürgermeister Karl Heinz Krug (SPD) habe sich positiv geäußert, als er von der Gründung gehört habe.