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Glaube ist kein Schutzschild - EKD-Vorsitzender Schneider präsentiert sich als wichtige Stimme in der Gesellschaft

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"Gott benötigt kein Haus. Doch die Menschen benötigen einen Raum, in dem sie Gott nahe sein können." Mit diesen Worten begrüßte der Vorsitzende des Fördervereins der evangelischen Kirchengemeinde Usingen Herbert Stellbrink das mit ihm seit über 50 Jahren befreundete Ehepaar Anne und Nikolaus Schneider in der evangelischen Laurentiuskirche.

Nach der Lesung nahm sich das Ehepaar fast eine Stunde Zeit, um mit den 200 Besuchern ins Gespräch zu kommen. In dem überraschend offen geführten Gedankenaustausch über persönliches Vertrauen, Zweifel, Gottesnähe und Gottesbilder entstand eine jener besonderen geistlichen Momente, wie sie tatsächlich nur in einem Gotteshaus entstehen können.

Die beiden Autoren trugen während der Lesung ausgewählte Passagen aus ihrem Buch in Dialogform vor. Die Zuhörer konnten sich dabei gut nachempfinden, in welcher Intensität, Offenheit und persönlichem Vertrauen sich das Ehepaar Schneider zu Hause in ihrem Ehe- und Familienleben über persönliche Lebensfragen austauscht, aber auch politische und theologische Meinungsverschiedenheiten miteinander austrägt.

Anne und Nikolaus Schneider haben während ihres öffentlichen Zwiegesprächs in der Laurentiuskirche glaubwürdig gezeigt, wie christlicher Glaube dem eigenen Leben Sinn, Orientierung und auch Tragfähigkeit - auch in schweren Zeiten - geben kann. Ihren Gottesglauben bezeichnete das Ehepaar als Dennoch-Vertrauen, das trotz allen Leids auf der Welt und im Privaten auch in Unsicherheiten trägt.

"Meinen Gottesglauben möchte ich aber keinesfalls als Schutzschild verstehen, das mich vor Leid, Krankheit oder Krisen bewahrt. Leid, Unfall und Probleme sind kein Zeichen von Gottesferne. Ebenso ist Leidfreiheit kein Zeichen von Gottesnähe", gab Anne Schneider den Zuhörern zu verstehen. "Gott ist uns auch in den Irrungen und Wirrungen des Lebens treu, auch wenn wir es dann nicht spüren."

Ihr Mann Nikolaus ergänzte, dass Gebet für ihn weit mehr sei, als ein "zur-Ruhe-kommen" oder eine fiktive Selbstreflexion. "Uns trägt die Gewissheit, dass Gott unsere Gebete erhört. Darauf gründet unser Leben. Glaube ist für mich eine persönliche Lebensbindung, obwohl Gott kein Mensch ist", sagte Nikolaus Schneider und berichtete von seiner persönlichen Glaubensentwicklung.

Die Schneiders verschwiegen keinesfalls ihre eigenen Glaubenszweifel - nicht zuletzt nach dem Tod ihrer jüngsten Tochter. "Ich bin dankbar, dass ich mich in dieser schweren Zeit getragen gefühlt habe", bekannte Schneider.

"Gottesglaube kann von lähmenden Ängsten befreien und Lebendigkeit zurückgeben." Auf dieser Überzeugung gründe die karitative Arbeit der Kirche. Durch die Erfahrung von Nächstenliebe habe sich die Welt bereits in vielen Bereichen verändert.

"Mit ihrem Bekenntnis und klaren Äußerungen zu ihrem Glaubensverständnis sind Anne und Nikolaus Schneider wichtige Stimmen der Christen in der Gesellschaft", dankte Herbert Stellbrink im Namen der Zuhörer. Die Besucher gaben ihrem Dank für den besonderen Nachmittag mit Spenden von 950 Euro für die begonnene Kirchensanierung Ausdruck.




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