Quantcast
Channel: Rhein-Main
Viewing all articles
Browse latest Browse all 41368

Grenzfall bremst Gerätehaus-Bau - Klärung unter Nachbarn: Stadt und Luther-Gemeinde suchen Gespräch, um Genehmigung für Grenzbebauung zu erzielen

$
0
0

Es kann der Eiligste nicht in Frieden bauen, wenn er den frommen Nachbarn übergeht - sehr, sehr frei nach Schiller lässt sich damit das Problem umschreiben, für das die Stadt möglichst schnell eine Lösung finden muss, soll der Zeitplan für den Neubau des Falkensteiner Gerätehauses nicht in Verzug geraten.

Zur Erinnerung: Die Stadt möchte mit dem Abriss und Neubau des Gerätehauses am gleichen Standort möglichst bald beginnen, um noch vor dem Einbruch des Winters zumindest die Fahrzeughalle fertigzustellen. Nur so ließe sich vermeiden, dass die Fahrzeuge der Wehr über die kalte Jahreszeit im Freien stehen müssen. Um dieses Ziel zu erreichen, bedarf es allerdings einer Baugenehmigung des Kreisbauamtes. Und die ist noch nicht erteilt. Warum noch nicht?

Nur ein Fall

Ein mutmaßlicher Grund dafür, das sagte Bürgermeister Leonhard Helm (CDU) auf Nachfrage der TZ, sei das Fehlen der Zustimmung eines Nachbarn zum Bauantrag. Konkret handele es sich dabei um die evangelische Kirchengemeinde, deren Kindergarten an der Stelle an das Areal des Gerätehauses angrenze, an der der Neubau die vorgegebenen Grenzabstände nicht einhalten werde.

Der Königsteiner Rathauschef bestätigte damit einerseits Vermutungen, die zuletzt durch die Stadt gingen und auch bei den Einsatzkräften der Falkensteiner Feuerwehr für Unruhe sorgten. Andererseits widersprach er Gerüchten, wonach versäumt worden sei, mehrere Einverständniserklärungen aus der Nachbarschaft einzuholen. Helm: "Das ist die einzige Stelle, an der die Grenzabstände nicht gehalten werden. In allen anderen Fällen sind wir sogar bei der Vorplanung von den vorhandenen Grenzen weiter abgerückt, um mögliche Konflikte mit den Nachbarn erst gar nicht aufkommen zu lassen."

Antrag auf Befreiung

Wie der Königsteiner Rathauschef einräumte, sei er alles andere als glücklich über die Verzögerung wie auch über den Umstand, dass man seitens der beauftragten Architekten nicht frühzeitig das Gespräch mit der Kirchengemeinde gesucht habe.

Hat man schlicht versäumt, den Nachbarn um seine Zustimmung zu bitten? Nein, so Helm. Die Leute vom Baufach stünden vielmehr auf dem Standpunkt, dass die Nachbarzustimmung ob des geringen Ausmaßes der Grenzüberschreitung nicht erforderlich sei. Dementsprechend hätten sie - was baurechtlich möglich sei - beim Kreis mit dem Bauantrag gleich einen Antrag auf "Befreiung" von der Nachbarzustimmung eingereicht.

Ob der allerdings durchgehe, sei nicht sicher. Und da die Zeit dränge, werde die Stadt jetzt vorsorglich doch das direkte Gespräch mit der Kirchengemeinde suchen. Bauamtsleiter Gerd Böhmig wird sich dazu am heutigen Donnerstag mit Pfarrer Lothar Breidenstein zusammensetzen.

Ob es zu einer schnellen Einigung kommen werde? Helm: "Ich kann und will dem Ergebnis des Gesprächs natürlich nicht vorgreifen. Aber ich glaube und hoffe doch, dass wir mit der Kirche eine Übereinkunft erzielen werden. Schließlich arbeiten wir seit vielen Jahren - gerade wenn es um den Kindergarten geht - sehr gut zusammen."

Mit einer vergleichbaren Erwartungshaltung geht auch Pfarrer Lothar Breidenstein in die Gespräche. "Wir haben keinerlei Interesse, das Projekt zu blockieren oder zu verzögern. Wir wollen aber doch geklärt wissen, welche Auswirkungen der Bau des Gerätehauses an dieser Stelle auf unser Grundstück hat", betonte Breidenstein gestern auf Anfrage der TZ. Als Treuhänder für das Gemeindevermögen sei das eine Aufgabe, die die Gemeindegremien gewissenhaft zu erfüllen hätten.

Kirche will Klarheit

Deshalb auch habe die Kirchengemeinde das Kreisbauamt vor einigen Wochen angeschrieben und darauf hingewiesen, dass man als betroffener Nachbar in die Planungen einbezogen werden wolle. Breidenstein: "Ich bin kein Baufachmann, kann nicht ermessen, ob durch die Grenzbebauung möglicherweise ein Wertverlust für unser Grundstück droht. Das möchten wir von unserer Bauabteilung prüfen lassen und dafür bitten wir um Verständnis."

Einen "grundsätzlichen Dissens" konnte Breidenstein vor dem heutigen Gespräch nicht erkennen. Letztlich, so der Pfarrer der Luther-Gemeinde, pflege man ein gutes Verhältnis zur Stadt und zur Feuerwehr, das man nicht wegen eines Geländezipfels - um mehr handele es sich nicht - belasten wolle.

Eine rasche Einigung mit der Kirchengemeinde und die Erteilung der Baugenehmigung vorausgesetzt, ist Bürgermeister Helm davon überzeugt, dass der Zeitplan für den Neubau des Gerätehauses eingehalten werden kann: "Wichtig ist, dass die Fahrzeughalle vor dem Winter steht und funktionsfähig ist. Da wir es hier mit einer Bauweise zu tun haben, die nur wenige Wochen in Anspruch nehmen sollte, gehe ich davon aus, dass uns das gelingt."




Viewing all articles
Browse latest Browse all 41368