Quantcast
Channel: Rhein-Main
Viewing all articles
Browse latest Browse all 41368

SG-Schwimmern droht das Aus - Erhöhung der Bahnmieten kostet Vereine zehntausende Euro

$
0
0

Michael Ulmer ist sportlicher Leiter der SG Frankfurt. Dort trainieren rund 400 Wettkampfschwimmer, die aus sieben Vereinen kommen. "Wir haben mit Stadtrat Frank über die beschlossene Erhöhung der Mietpreise für Schwimmbahnen gesprochen", so Ulmer. Ehe weitere Gespräche folgen, hat die SG am Montag eine Versammlung der sieben angeschlossenen Vereine angesetzt. "Wir werden die Zahlen vorstellen. Entweder wird der Wettkampfbetrieb ganz eingestellt, oder er wird stark ausgedünnt", kündigt Ulmer an. Klar sei: Für die SG erhöht sich die Bahn-Miete von 20 000 auf 80 000 Euro. Für die angeschlossenen Vereine, die jetzt zusammen 64 000 Euro jährlich zahlen, werden künftig 184 000 Euro fällig. Der einzige Ausweg, den Ulmer kurzfristig sieht: Die Vereine berufen rasch außerordentliche Mitgliederversammlungen ein. Dort müssten die Monatsbeiträge von jetzt sieben bis zehn Euro um drei bis vier Euro pro Mitglied erhöht werden. "Am liebsten hätten wir bis zu den Sommerferien Klarheit."

Ärger auch bei der DLRG

Die Erhöhung der Schwimmbad-Eintritte sorgt auch anderweitig für Ärger. Hansjörg Ast, zweiter Vorsitzender der DLRG Frankfurt, sieht den Lehrbetrieb in Gefahr: "Die Stadt kann Pauschalkosten für Lehrgänge verlangen, aber es ist noch nicht entschieden, in welcher Höhe. Das ist ein Trojanisches Pferd." Wenn die Lebensretter Bahnen in Bädern benötigen, dann für Lehrgänge und nicht für das Training. Lehrgänge heißt, sie bringen Kindern das Schwimmen bei. "Das ist die sicherste Art, Badeunfälle zu vermeiden", so Ast. Er befürchtet, seine Organisation werde künftig wie private Anbieter bewertet. Die DLRG hat deswegen einen Protestbrief an die Stadt geschrieben.

Eingeschaltet in den Protest haben sich inzwischen auch die Freizeitschwimmer. "Unsere Probleme sind ähnlich wie die der Sportvereine", sagte Andreas Comtesse, der die "Bürgerinitiative Freischwimmer" initiiert hat (bi-freischwimmer.de). Sie wollen in den Freibädern Unterschriften gegen den Beschluss sammeln.

"Uns ärgert, dass die Monatskarten im neuen Tarif komplett weggefallen sind", sagt Comtesse. Der Preis für eine Monatskarte bislang: 45 Euro. Jetzt müssten die Schwimmer, die zum Beispiel 30 Mal im Monat ins Schwimmbad gehen, 30 Tickets à 4,50 Euro zahlen. Davon kann man allenfalls ein Viertel sparen, wenn man die neue Vorteilskarte nutzt. "Aber dann kostet es immer noch 101 Euro pro Monat, täglich ins Schwimmbad zu gehen. Das ist mehr als doppelt so viel wie bislang", klagt Comtesse. Er hofft auf den Dialog mit der Stadt und den Bäderbetrieben Frankfurt (BFF).

Sportdezernent Markus Frank (CDU) ist gesprächsbereit. Aber nur, um dann zu erklären, warum die Erhöhung unumgänglich war. "Ich will, dass alle Bäder geöffnet bleiben. Dazu darf das Defizit nicht weiter steigen. Es beträgt jetzt schon 25 Millionen Euro pro Jahr." Bei 2,5 Millionen Besuchern macht das einen städtischen Zuschuss von zehn Euro. In den vergangenen 20 Jahren seien die Preise für Strom, Wasser und Heizung gestiegen, so dass es unumgänglich sei, an der Tarifschraube zu drehen.

Höchstens 25% Nachlass

Brigitte Tilly, Prokuristin bei den BBF, weiß: "Die Dauerkarten abzuschaffen ist genau das, was das Wirtschaftsgutachten uns nahegelegt hat." Dieses Gutachten war in der Vorbereitung der Preiserhöhung erstellt worden. Festgestellt wurde, dass ein Besitzer einer Monatskarte im Schnitt 30 Mal das Bad aufsucht. Sein Eintritt beträgt also umgerechnet 1,50 Euro. Damit wurde er zu 62 Prozent gegenüber den anderen Gästen subventioniert. In anderen Städten betragen die Nachlässe höchstens 25 Prozent - wie jetzt mit der Vorteilskarte. Trotzdem wird die Tariferhöhung nicht mehr als rund 750 000 Euro einbringen, so Tilly - zu wenig, um das Defizit auszugleichen.




Viewing all articles
Browse latest Browse all 41368