Den Haushalts für 2014 hat Becker nun in dieser Woche vorgelegt. Die Zahlen sind wieder einmal ein Beleg dafür, warum in der gefühlt dynamischsten Stadt Deutschlands so ein unglaublicher Optimismus und in dessen Folge oftmals finanzpolitischer Leichtsinn herrscht: Die Einnahmen entwickeln sich besser als noch vor einem Jahr angenommen. Das führt bei gleichzeitigen, wenn auch nicht gerade übertriebenen Sparbemühungen dazu, dass der Kämmerer die nun schrumpfenden Defizite mit den Rücklagen aus den fetten Jahren vor der Finanzkrise bis 2017 wird ausgleichen können. Deshalb wird Becker auch kein weiteres Haushaltssicherungskonzept dem Innenministerium als Aufsichtsbehörde vorlegen müssen.
Gespart wird in der Mainmetropole nur, wenn kein anderer Ausweg mehr zu finden ist, ansonsten vertraut man auf steigende Einnahmen. Zu großer Reichtum verhindert eine sparsame Haushaltsführung. Frankfurt ist in der Reichtumsfalle. Becker wäre kein optimistischer Frankfurter, wenn er nicht insgeheim hoffte, dass sich bis 2017 die Einnahmen Frankfurts noch besser als bislang erwartet entwickeln.
Immerhin kann die CDU nun voraussichtlich bis Ende der Legislaturperiode 2016 eine Erhöhung der Gewerbesteuer vermeiden. Laut Koalitionsvertrag mit den Grünen steht die Prüfung einer möglichen Steuererhöhung zur Mitte der Wahlperiode, also Ende dieses Jahres an. Es ist übrigens ein Irrtum zu glauben, die Gewerbesteuer würden "nur" die Unternehmen zahlen. Deren Ertragskraft ist auch Messlatte für die Löhne, die sie zahlen.
Steuererhöhungen sind für Politiker der bequemste Weg, um Sparmaßnahmen zu vermeiden. Strukturelle Reformen der Finanzpolitik werden dadurch nur vertagt. Es ist ein seltsames Phänomen, dass Politiker derzeit glauben, mit dem Versprechen von Steuererhöhungen Wahlen gewinnen zu können. Besonders problematisch ist das auf Bundesebene: Der Staat hat Einnahmen wie noch nie, dennoch rufen Politiker von SPD und Grünen nach Steuererhöhungen. Auf die Frage, was mit den Geld geschehn wird, heißt es pauschal: "Wir brauchen mehr Geld für Bildung." Das ist sehr allgemein: Wenn man allen Lehrern das Gehalt um 20 Prozent erhöht, hat man sehr viel mehr Geld für Bildung ausgegeben, ohne dass ein Kind klüger wird. Frankfurt steht bei den Ausgaben für Bildung vor einer Zeitenwende: 2016 werden die Aufwendungen erstmals die Sozialausgaben übersteigen. So erfreulich das Engagement ist, so zeitigt es doch hohe Folgekosten. Mit jeder neuen Kita, die gebaut und jeder Erzieherin, die eingestellt wird, erhöhen sich die Personal- und Unterhaltskosten. Zeit also für steigende Einnahmen.