Mit der Räumung des IvI (wir haben berichtet) ist der Vandalismus auch auf dem Campus Westend eingezogen - in Form von Aufklebern und Schmierereien. "Es ist eine Minderheit, die der Mehrheit ihre Meinung aufdrücken will", ärgert sich Anna (24), Soziologiestudentin. "Das lassen wir uns nicht länger bieten."
Sie hat bei Facebook eine Gruppe gegründet: "Pro Westend, gegen Vandalismus" heißt sie (www.facebook.com/#!/ProWestendGegenVandalismus). Innerhalb weniger Stunden hatte sie am Dienstagabend 800 "Likes". Am Sonntag waren es schon 1600. Ein "Like" ist ein Klick auf den "Gefällt mir"-Knopf bei Facebook. Offenbar treffen Anna und ihre Mitstreiter einen Nerv bei der bislang schweigenden Mehrheit der Studenten. "Wir sind seit vier Jahren auf dem Westend", sagt Alexander Specht (23), der Jura studiert. "Nie ist etwas beschädigt worden." Doch jetzt, seit das PEG-Gebäude mit seinen 10 000 Studierenden bezogen ist - seit zwei Wochen also - und besonders seit der Räumung des IvI ändert sich das. Darüber ärgert sich auch Nicolas Krupp (25, Psychologie). Geduldig kratzt er im PEG einen Aufkleber ab, der auf dem Notausgang-Schild prangt. "Ich finde das mies", murmelt er. Ein Freund und er haben Zettel gedruckt, die sie über die Schmierereien kleben, die überall auf PEG-Toiletten zu finden sind. "Die Reinigung von Schmierereien auf dem Naturstein kostet jeweils eine vierstellige Summe! Die Reinigungen von sonstigen Schmierereien geht jeweils in die Hunderte. Das ist jedes Mal unser Geld!" Die Zettel hängen immer nur einige Minuten, dann werden sie abgerissen. Die Schmierereien hingegen bleiben.
So wie der Schriftzug, der an einer Toilettentür die für den Besuch der Vollversammlung wirbt. "Jemand hat das fotografiert und auf die Facebook-Seite des Asta gestellt", sagt Arthur Eberle (21, Soziologie), auch er Mitglied der neuen Facebook-Gruppe. "Darauf ist dann eine große Diskussion entbrannt, und wir haben unsere Seite gegründet."
Wie es mit ihr weitergeht? Das hänge in erster Linie davon ab, wie sich der Vandalismus auf dem Campus Westend weiter entwickelt. Unabhängig von der Facebook-Gruppe gibt es andere, denen die Schmierereien ebenso auf den Geist gehen. Sie planen "Putzdemos", während denen der Campus von Aufklebern befreit werden soll. "Die Mehrheit", klagt Anna, "hat keine Gewalt, sich gegen diese Vandalen-Minderheit zu wehren." Das Geld, das die Reparaturen und Reinigungen kosten, gebe man besser für die Studienbedingungen aus.
Neue Scheiben dort, wo vor einer Woche auf dem Campus Bockenheim welche zerborsten sind (wir berichteten), kosten 160 000 Euro, wie Uni-Sprecher Olaf Kaltenborn dieser Zeitung sagte. Plus diverse Schmierereien auf dem Campus Bockenheim und dem Campus Westend, plus zwei zerstörte Scheiben auf dem Campus Westend: Alles in allem dürfte die Universität um 200 000 Euro ärmer sein.