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"Manuell und oral verklappt"

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Klein, schmächtig, irgendwie unbeholfen und ausgestattet mit einer verzerrten Selbstwahrnehmung: Nein, Olaf Schubert ist auf den ersten Blick kein Frauentyp. Wenn er denn wenigstens tanzen könnte, aber nein, tanzen kann er auch nicht wirklich gut. Und singen? Nun ja, irgendwie schon, aber irgendwie doch nicht.

Olaf Schubert hat dagegen andere Qualitäten: Er begeistert mit Worten, seiner merkwürdigen Sicht der Dinge und seiner natürlichen, ungezwungenen Art. Das reicht aus, um diesen Abend in der Limburger Stadthalle zu einem Höhepunkt für alle zu machen, die gerne lachen und auch mal ein Auge zudrücken können. Was bei einigen Komikern manches Mal auswendig gelernt herüberkommt, ist bei Schubert die pure Leichtigkeit. Der Schubert hat’s einfach drauf.

Der Comedian und Musiker aus Dresden mit seiner besonderen "So-Aussprache" braucht nicht mal eine Minute, um den Zuschauern in der proppevollen Stadthalle erste kräftige Lacher zu entlocken.

Geradeaus und ganz unverblümt donnert er selbstsicher in Karo-Pullunder und einer Jeans, die er bis zum Bauchnabel gezogen hat, seine Aussagen in Richtung Publikum, die manches Mal tief unter die Gürtellinie gehen und so gar nicht zu seiner unscheinbaren und zurückhaltenden, irgendwie sonderbaren Optik passen.

Olaf Schubert kann bitterböse sein: Spitzen gegen Katholiken, Politiker und auch Limburg und seine Bürger nahm ihm aber keiner übel. Stattdessen: Tränen in den Augen vor Lachen.

Aber der Komiker macht keinesfalls ausschließlich Witze auf Kosten anderer, meistens redet er über sich selbst und seine sonderbaren Eigenschaften, die er selbst natürlich völlig normal findet.

Besonders komisch ist seine seltsame Art, sich auszudrücken: Die Zutaten für sein Müsli, die er im Wald sammelt, werden unmittelbar nach der Zusammenstellung "manuell und oral verklappt", was in Schubert-Sprache soviel heißt wie "Essen".

Er sprudelt zwar vor Selbstbewusstsein, aber kochen könne er nicht, gibt er zu. "Da hat der Schöpfer an mir vorbeigeschöpft", erklärt er.

Wortspielereien, Gedankenspinnereien und Tipps für alle Lebenslagen sind sein Fachgebiet: Kopfsalat schmecke wesentlich besser, wenn man diesen vor dem Verzehr gegen Gulasch austausche, lautet ein solcher Tipp. Mangos aus der Mangolei seien eine Alternative.

Seine Schubert’schen Thesen fasst er in Liedern herrlich kurzweilig zusammen. Und so folgten auf eine Ode an den Apfel ein Lob auf die Ehrlichkeit, die Freiheit auch ein Liebeslied, das in seinem Refrain wahre Erschreckungskünste offenlegte. "Madeleine" schmetterte es schrill und schief durch den Saal.

Seine "Freunde", die Musiker Stefan und Jochen, mussten ganz schön geduldig sein, denn sie bekamen Schubert von allen Seiten ab - sehr zur Freude der Gäste. Ob Erektionsstörungen, Beziehungsprobleme oder Schwierigkeiten bei der Dossierung von Alkohol - oder in Schubertisch: deliriumverheißendes Destillat - wurden am lebenden Musikerbeispiel erläutert.

Der sächsische Weltverbesserer und seine begnadeten Musiker wissen, wie "man einen Feiervorgang abhält". qui




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