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Vortragsreihe für Frauen baut Bildungsbrücken - In der marokkanischen Badr Moschee kommen die Teilnehmerinnen ein Mal im Monat zusammen, um gemeinsam zu lernen

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Angestrengt saßen die Frauen über einer Tafel mit ihnen unbekannten Zeichen, die jeweils für einen Laut oder einen Buchstaben standen. Mit dieser neuen Zeichentafel sollten sie ein Wort oder ihren Namen bilden und dies dann an die Tafel schreiben. Aziza Elgrabza war die erste der Teilnehmerinnen, die das ausprobieren durfte. Dabei wurde viel gelacht, denn zu sehen, wie die jugendlichen und erwachsenen Frauen sich an der Tafel mit diesen erfundenen Buchstaben abmühten, war schon für alle ein komisches Bild. Dieses Experiment war Teil des Vortrages "Lernfördernde Räume schaffen", der zur Reihe "Bildungsbrücken: Aufstieg" der Otto Benecke-Stiftung für Migration und Integration in Zusammenarbeit mit dem Deutsch-Marokkanischen Kompetenznetzwerk (DMK). Die teilnehmenden Frauen sollten sich in Kinder hineinversetzen, die zum ersten Mal schreiben lernen und mit ihnen noch unbekannten Buchstaben arbeiten müssen.

 

Verschiedene Themen

 

Immer am letzten Samstag im Monat treffen sich in der Badr Moschee des Marokkanischen Kulturvereins die Frauen der Gemeinde, um an den Vorträgen teilzunehmen. Dabei geht es immer um verschiedene Themen rund um Kinder, Geburt, Erziehung und Schule. Beim vergangenen Treffen ging es darum, zu schauen, wie Kinder heute lernen: Wie sie lesen lernen, welches Arbeits- und Lernumfeld für sie gut ist, wie die Eltern ihnen helfen können und auch, wie sie sich ernähren sollten, damit sie in der Schule gut mitkommen.

Die Reihe wird zweisprachig ausgerichtet. Immer ist eine Referentin dabei, die zuerst alles auf Deutsch erklärt, und die Diplom-Übersetzerin und Dolmetscherin Tissam Bellafkir-Yachou übersetzt dies auf Thamazight, einen Dialekt des Berberischen. Mit dem Angebot dieser Reihe möchte sich die Marokkanische Moschee öffnen und die Integration der Frauen voranbringen. "Das ist sehr lobenswert, ich bin froh, dass es dieses Angebot gibt", freute sich Paola Fabbri Lipsch, Beauftragte für Integration und Vielfalt der Stadt.

Nicht nur Erwachsene, auch Jugendliche sind bei den Vorträgen dabei. So fragte sich Chaymal Tahiri, was sie in einer kurzen Schulpause essen kann, das nicht zu zuckerhaltig ist und nicht schwer im Magen liegt. "Am besten Schwarzbrot, getrocknetes Obst und dazu viel Wasser, denn ohne das kann unser Gehirn nicht arbeiten", riet Referentin Fatima El Asraoui, die selbst Lehrerin ist. Auch die zwölfjährige Kautar El-baghdadi findet die Ratschläge hilfreich: "Ich finde das sehr interessant. Vieles, was wir hier lernen, wird in der Schule ja gar nicht behandelt."

 

Zum Hinhören animieren

 

Referentin Fatima El Asraoui zeigte den Frauen an diesem Tag nicht nur, wie Kinder schreiben lernen und sich gut ernähren, sondern auch, wie sie zum Hinhören animiert werden können. "Ein Kind, das Probleme mit der Rechtschreibung hat, hört vielleicht nicht gut oder es hapert an der Aussprache", erklärte sie. Dabei sei es für Kinder nicht leicht, nicht nur die Laute, sondern Buchstaben zu erkennen. "Probiert das mal selbst aus und hört euch eine andere Sprache an", bat sie und bekam von Paola Fabbri Lipsch eine Kostprobe auf Italienisch, sehr zur Erheiterung der Teilnehmerinnen, die sich daran erinnerten, wie es ist, eine fremde Sprache zu hören und zu versuchen, diese zu verstehen.




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