Wer heute im Main schwimmt, ist entweder aus Unachtsamkeit unfreiwillig baden gegangen oder im Übermut ins trübe Wasser gesprungen. Dabei war das Baden im Fluss etwa 150 Jahre lang ein beliebtes Freizeitvergnügen der Frankfurter. Um 1800 eröffnete das erste Bad am und im Main. Es folgten zahlreiche Flussbäder vor allem am nördlichen Mainufer, ab 1910 auch an der Nidda. Das bekannteste war die Mosler’sche Badeanstalt am Nizza mit seinen üppigen tropischen Pflanzen.
Erst nach dem Zweiten Weltkrieg ging diese Tradition zu Ende, weil das Geld für die Sanierung der einzigen noch verbliebenen Badeanstalt fehlte - damals waren andere Prioritäten zu setzen. In jüngster Zeit gibt es immer mal wieder Vorstöße, ein Badeschiff für den Main zu bauen, doch auch das ist bisher aus finanziellen Gründen gescheitert.
Zwei Generationen nach dem Ende der Badebetriebe von Mosler & Co. hat Autor Volker Rödel (72) tief in den Archiven gegraben und vor allem im Institut für Stadtgeschichte historische Schätze gehoben, die sein neues Buch "Baden unter Palmen" zu einem vergnüglichen Ausflug in Frankfurts Vergangenheit machen. Viele Dokumente und Fotos werden in dem Buch erstmals veröffentlicht. "1926 verfügte Frankfurt über 39 Badeanstalten", weiß Evelyn Brockhoff, Leiterin des Instituts für Stadtgeschichte. Im städtischen Amt für Gesundheit als Herausgeber hat Volker Rödel einen sachkundigen Partner für sein Buch gefunden, ist das Werk doch auch eine Geschichte der "Volksgesundheit", des Schwimmens und Sports in der Stadt. Rödel war viele Jahre Leiter des Frankfurter Denkmalamts und hat sich bereits mit anderen Büchern, zum Beispiel über die Frankfurter Fabrikarchitektur, einen guten Namen gemacht.
Die Frankfurter haben den Main und seine Ufer immer in ihr Leben mit einbezogen. Die in den vergangenen Jahren mit erheblichem finanziellem Aufwand gestalteten Grünanlagen an den Ufern sind ein gutes Beispiel: Sie werden von den Menschen gerne angenommen - fehlt nur noch ein Flussbad in guter alter Tradition. Zu den Badeschiff-Plänen schreibt Volker Rödel in seinem Buch: "Das Projekt ist es wert, weiterverfolgt zu werden, es würde der Stadt am Fluss den Fluss wieder näherbringen." Rödels Fazit: "Hoffnung besteht."
Volker Rödel, Baden unter Palmen - Flussbäder in Frankfurt am Main 1800-1950, Verlag Henrich Editionen, Hrsg.: Amt für Gesundheit, Stadt Frankfurt / Main, Klappenbroschur, 112 Seiten, 94 Abb., 14,95 Euro, ISBN 978-3-943407-13-6.