Seit 14 Jahren verkauft Cebrail Aras im (seit dem Brand 2007 vor dem) Bahnhof Zeitschriften, Zigaretten und kleine Erfrischungen. Doch damit ist es bald vorbei. Ist die Sanierung des historischen Gebäudes erstmal erfolgt, wird Aras nämlich nicht der neue Pächter des Zeitschriften-, Toto-Lotto- und Buchladens im sanierten Bahnhof.
"Ich habe mich gemeinsam mit einem Partner beworben, aber nie eine Antwort der Kur- und Kongress-GmbH erhalten", beklagt sich Aras. Die Kur, genauer gesagt die Bahnhofs GmbH, ist für die aktuelle Sanierung und auch für die Vermietung der Ladengeschäfte im Bahnhof zuständig. Doch dort ist man zu dem Schluss gekommen, dass Aras nicht der neue Pächter werden soll. Jetzt hat der Geschäftsmann nach eigenen Aussagen Angst vor dem Bankrott. Schließlich habe er viel Geld investiert - vor allem in die Container, in denen sein Kiosk seit dem Brand untergebracht ist. Hinzu kommen monatlich 700 Euro Standmiete, die er bezahlen muss.
Zwei Dinge ärgern ihn an der ganzen Geschichte aber ganz besonders. Zum einen: "Während der Sanierung war ich den Herrschaften gut genug und jetzt werde ich fallengelassen." Zudem hat Aras erfahren, dass ein Stadtverordneter der Homburger Grünen Pächter des knapp 100 Quadratmeter umfassenden Ladens im Bahnhof werden soll.
Ein Fall von Vetternwirtschaft im "grünen" Bad Homburg? Tatsächlich hat die TZ in Erfahrung gebracht, dass der Stadtverordnete Bardo Röhrig - Vorstandsmitglied der Grünen und Bauausschuss-Vorsitzender - neuer Betreiber des Zeitschriftenladens im Bahnhof werden soll.
Kurdirektor Ralf Wolter hat zwar Verständnis für den Frust von Aras, gibt aber zu bedenken: "Die zuständige Stelle bei uns im Haus hat sämtliche Bewerbungen genau geprüft und am Ende das wirtschaftlich beste Angebot ausgewählt. Es gab da einen ganzen Katalog, der das Anforderungsprofil beschrieben hat." Zu den geprüften Kriterien zählen unter anderem Punkte wie Leistungsfähigkeit, Erfahrung oder Referenzen. Für die Kur sei nicht entscheidend, ob der neue Pächter nun Stadtverordneter sei oder nicht. Wolter: "Man kann einen Stadtverordneten ja auch nicht mit einem Berufsverbot belegen. Bei Herrn Röhrig hat ganz einfach das Gesamtpaket gestimmt." Die Entscheidung habe er auch dem Verwaltungsrat der Bahnhofs GmbH mitgeteilt. Da habe es keine Einwände gegeben.
Verschwörungstheorien jedweder Art erteilt Wolter eine klare Absage. Auch sei der oberste Grüne der Stadt, OB Michael Korwisi, nicht an der Entscheidung beteiligt gewesen.
Röhrig selbst war gestern telefonisch nicht zu erreichen. Damit bleibt auch offen, ob - und wenn ja, wann - er den Pachtvertrag unterschrieben hat. Vor oder nach dem 16. Mai? Denn an diesem Tag wurde im Parlament über eine außerplanmäßige Ausgabe für die Bahnhofs-GmbH abgestimmt. Kein Wunder, dass es in der Homburger Politik ein deutlich zu vernehmendes Rumoren gibt und die Frage einer möglichen Befangenheit die Runde macht.
↧
Ärger ums Bahnhofs-Kiosk - Alter Pächter aus dem Rennen - Stadtverordneter der Grünen erhält Zuschlag
↧