Der Hölderlin-Preis ist längst eine feste Größe in der deutschen Literaturszene und gilt als eine der bedeutendsten Auszeichnungen überhaupt. Martin Walser, Ulla Hahn, Reiner Kunze, Sarah Kirsch, Arno Geiger und Ernst Jandl, um nur einige der Preisträger zu nennen, zählen zu den bedeutendsten Autoren der Moderne. Am kommenden Sonntag bekommt nun der in Berlin lebende Autor Ralf Rothmann den mit 20 000 Euro dotierten Preis für sein literarisches Gesamtwerk verliehen. Den diesjährigen Förderpreis wird der Schweizer Arno Camenisch erhalten, der in seinen Werken sprachgewaltig in seine Graubündner Heimat entführt.
Zwar wird der Hölderlin-Preis bereits zum 31. Mal vergeben, doch Ralf Rothmann wird der erste Preisträger sein, der die neue Hölderlin-Medaille erhält. Bislang bestach die Medaille vor allem durch ihre Größe und ihr Gewicht: 12 Zentimeter im Durchmesser groß, und da es sich bei ihr um einen Eisen-Kunstguss der Firma Buderus handelte, auch entsprechend schwer. Die neue Medaille ist jetzt nur noch sechs Zentimeter im Durchmesser groß und aus versilberter Bronze. Die Vorderseite ist wie bisher mit dem Hölderlin-Konterfei versehen. Neu ist hingegen die Schrift auf der Rückseite "Die Stadtverordnetenversammlung zum Friedrich-Hölderlin-Preis Stadt Bad Homburg v.d.Höhe". In der Mitte ist Platz für eine Plakette mit dem Namen des Preisträgers. Die neuen Medaillen waren notwendig geworden, da die bei der Stadt lagernden Eisen-Rohlinge aufgebraucht waren.
Die Medaille ist bereits die dritte ihrer Art. Die ersten beiden Varianten aus Eisenguss unterschieden sich durch die Umschrift auf der Rückseite. Dort stand zunächst "Dem Träger des Literaturpreises Der Stadtverordnetenvorsteher Bad Homburg v.d.Höhe". In einer zweiten "Auflage" dachte man daran, dass es ja auch weibliche Preisträger geben könnte. Und so gab es seither zwei Medaillen: Eine für Frauen, die mit der Inschrift "Der Trägerin . . ." beginnt, und eine für Männer mit der Inschrift "Dem Träger . . ."
Hölderlins Konterfei auf der Vorderseite der Medaille stammt von einem Entwurf für eine 5-DM-Gedenkmünze, die seinerzeit erscheinen sollte. Doch das Projekt zerschlug sich und das Münzkabinett im Gotischen Haus gelangte über einige Umwege an die Entwürfe zu dieser Münze und durfte sie dann auch für ihre Hölderlin-Medaille verwenden.
Übrigens: Über noch eine Neuerung darf sich der diesjährige Preisträger Ralf Rothmann freuen. Er ist der Erste, der auch den Hölderlin-Anstecker von Stadtverordnetenvorsteher Axel Dierolf (NHU) überreicht bekommt. Dabei handelt es sich um eine im Durchmesser 20 Millimeter große Miniatur der Medaille, die ans Revers geheftet werden kann.
Die Feierstunde zur Übergabe des Hölderlinpreises beginnt am Sonntag um 11 Uhr im Kurtheater. Für die Veranstaltung gibt es noch Karten zum Stückpreis von 5 Euro bei Tourist Info+Service im Kurhaus, Telefon (0 61 72) 1 78 37 10. Musikalisch gestaltet wird der Festakt vom Saxofon-Quartett "Sistergold", das swingenden Jazz und Balladen spielen wird.
Die Matinee, zu der Kulturdezernentin Beate Fleige (BLB) die Besucher begrüßt, beginnt mit der Übergabe des Förderpreises. Jochen Hieber, Vorsitzender der Hölderlin-Preis-Jury und Literaturkritiker bei der F.A.Z., stellt Arno Camenisch vor. Die Laudatio auf Ralf Rothmann hält Dr. Beatrice von Matt. Sie war bis 1995 Feuilleton- und Literaturredakteurin bei der Neuen Zürcher Zeitung und veröffentlichte Bücher über Schweizer Autoren. Anschließend wird der Preisträger selbst sprechen. Rothmann, Jahrgang 1953, veröffentlicht seit 1984 Gedichtbände, Erzählungen und Romane. Sie spielen oft im kleinbürgerlichen Milieu.
Mit dem Preis erinnert die Stadt an den zweimaligen Aufenthalt Hölderlins in Homburg. Unter anderem stellte er hier seinen "Hyperion" fertig, eines seiner wichtigsten Werke überhaupt.