Es ist wohl wieder einer dieser Vorgänge, gegen die rein formal wenig einzuwenden ist. Denn natürlich kann es einem ehrenamtlichen Politiker nicht verwehrt werden, seinem Beruf nachzugehen und sich als selbstständiger Unternehmer auch um städtische Aufträge zu bewerben. Dass der Bad Homburger Stadtverordnete Bardo Röhrig (Grüne) künftig den Bahnhofskiosk betreiben soll, ist grundsätzlich also völlig in Ordnung. Es darf schließlich nicht sein, dass jemand dafür, dass er sich in seiner Freizeit politisch und mithin für das Gemeinwohl engagiert, berufliche Nachteile gegenüber anderen Bewerbern hat.
Allerdings gilt auch: Als Politiker, und sei es "nur" als ehrenamtlicher, steht man unter besonderer Beobachtung und hat eine besondere Verantwortung - und auch deshalb muss ein Vergabeverfahren, wie es jetzt für die Pacht im Bahnhof durchgeführt wurde, über jeden Zweifel erhaben sein. Denn noch bedenklicher als eine Benachteiligung wäre natürlich eine bevorzugte Behandlung. Das wäre ein Skandal und in der öffentlichen Wirkung desaströs. Vermeiden lässt sich ein solcher Eindruck am besten, wenn man mit offenen Karten spielt.
Das nicht im ausreichenden Maße getan zu haben und sich als erfahrener Kommunalpolitiker der Sensibilität des Themas nicht bewusst gewesen zu sein - das ist derzeit das Einzige, was sich Bardo Röhrig vorwerfen lassen muss. Dass er nicht einmal seine Partner im Bündnis frühzeitig in Kenntnis setzte, wirft zudem Fragen nach dem Innenverhältnis und dem gegenseitigen Vertrauen innerhalb der Regierungsmannschaft auf.
Man darf sich nicht darüber beklagen, wenn die politische Konkurrenz derlei Steilvorlagen dankbar aufnimmt und einmal mehr genüsslich von Vetternwirtschaft bei den Grünen spricht. Bereits jetzt werden erste Wetten abgeschlossen, ob es tatsächlich schon so sicher ist, wer künftig den Kiosk im Bahnhof betreibt.
Nicht um Einzug, sondern um Auszug ging es bei einem anderen Thema, das in dieser Woche für Schlagzeilen sorgte. Das Steinbacher Jugendhaus wird noch in diesem Jahr schließen - nach 38 Jahren! Dabei hat sich die Einrichtung keineswegs selbst überlebt; geschweige denn, dass sie ihren Zweck nicht mehr erfüllt. Nein, der traditionsreiche Jugendtreff wird eines der schmerzhaftesten Opfer des kommunalen Rettungsschirms, unter den die klamme Stadt geschlüpft ist.
Rund 160 000 Euro spart Steinbach durch die Schließung - und Fragen, ob die Rechnung auch langfristig betrachtet aufgeht, sind berechtigt. Immer wieder ist in der Politik davon die Rede, dass eine engagierte Jugendarbeit die beste Prävention gegen spätere Problemfälle ist. Dieses Argument ist in Zeiten leerer Kassen nicht weniger richtig, nur haben sich die Prioritäten ganz offensichtlich verschoben. Und im Gegensatz zu früheren Jahren, kann die Politik jetzt auf die strengen Vorgaben aus Wiesbaden verweisen, was die Hemmschwelle für unpopuläre Entscheidungen deutlich senkt.
In jedem Falle gibt es bessere Gründe, einen Jugendtreff dicht zu machen, als die aktuelle Kassenlage. In Kronberg hat man das Juz in der Villa Winter geschlossen und gleichzeitig in Oberhöchstadt ein attraktiveres Angebot geschaffen, in Oberstedten wurde das Ende eingeläutet, weil kaum noch ein Jugendlicher kam, und in Usingen-Eschbach wurde jetzt der Schlüssel herumgedreht, weil zu viel getrunken und zu wenig geputzt wurde. Keine Frage: In der Jugendarbeit gibt es seit jeher erfolgreiche und weniger erfolgreiche Tage. Nur eines ist sie nie - umsonst, und das im doppelten Sinne.