Im Vereinspavillon der Theatergruppe der Philharmonie Fechenheim herrscht reges Treiben. Auf der Bühne werden die hölzernen Kulissentüren verrückt, hinter den Zuschauerreihen prüft jemand Licht und Lautsprecher und im Raum gegenüber streifen die Schauspieler ihre Kostüme über. Viel Zeit bleibt nicht mehr bis zur Premiere ihres neuen Stücks "Der tollste Tag". Bei den Proben legen sie sich noch einmal richtig ins Zeug. Bis Samstagabend muss alles sitzen. "An den Punkt, dass man sich zu 100 Prozent vorbereitet fühlt und sich sicher ist, dass nichts schiefgehen kann, kommt man allerdings nie", sagt Tanja Schumann mit gespielt verzweifeltem Gesichtsausdruck. Sie spielt die weibliche Hauptrolle in dem Stück, das eine moderne Adaption des französischen Klassikers "Die Hochzeit des Figaro" ist, der auch als Vorlage zu Mozarts gleichnamiger Oper diente.
Lampenfieber gehört dazu
"Es wäre fatal, wenn man als Schauspieler kein Lampenfieber hätte. Daraus würde nie eine gute Aufführung", sagt Alexander Beck. Er ist professioneller Schauspieler und hat schon an vielen Theater- und Filmproduktionen mitgearbeitet. Zum dritten Mal übernimmt er nun die Regie bei der Philharmonie Fechenheim. Geprobt wird seit Anfang des Jahres. "Ohne ihn hätten wir uns wohl nie an ein so anspruchsvolles Stück getraut. Und wenn doch, hätten wir es klassisch und originalgetreu inszeniert", erklärt Schumann.
"Das Stück ist großartig. Es ist modern, frech, provokant und mutig, eben etwas ganz Neues. Wir sind gespannt, wie die Leute reagieren", sagt Schumann. Die Philharmonie ist die älteste Amateurtheatergruppe Hessens, aber verstaubt und eingerostet sei sie keineswegs. "Wir sind ein familiärer Verein. Ich wurde sozusagen in ihn hineingeboren. Mein Vater steht an diesem Wochenende neben mir auf der Bühne. So sind mehrere Generationen in einem Stück vereint."
Recht der ersten Nacht
Die Geschichte von "Der tollste Tag" handelt vom Diener Figaro, der die Dienerin Suzanna heiraten möchte. Doch der Graf des Ortes behält sich das Recht des Adels auf die erste Nacht mit der Braut vor. Der gewitzte Figaro versucht, dies auf unzählige Arten zu verhindern. "Die Grundidee war, das Stück auf einer erdachten Postkarte spielen zu lassen. Den klassischen Ort des Schlosses haben wir in ein Urlaubsparadies am Meer verwandelt. Das Publikum bekommt einiges zu sehen", erklärt Beck die ungewöhnliche Inszenierung.
"Vor fünf Jahren rutschte ich quasi in die Arbeit als Regisseur hinein, weil es für eine Person zu viel war, die Hauptrolle zu spielen und zugleich die Inszenierung zu leiten", erzählt der Profi. Die Fechenheimer waren von seiner Arbeit begeistert. "Das Stück war ungewohnt für uns und wird es wohl auch für das Publikum sein, aber wir stehen voll hinter der neuen Inszenierung. Es hat allen viel Spaß gemacht", schwärmt Tanja Schumann.
Für die mehr als zehn Aktiven des rund 80 Mitglieder großen Vereins ist die Schauspielerei vor allem Entspannung vom Alltagsstress. "Das Schönste ist natürlich der Moment auf der Bühne, wenn der Puls schneller schlägt, das Publikum die Atmosphäre verändert und die monatelange Arbeit endlich Früchte trägt. Und am Schluss natürlich der Applaus", sagt Schumann.
Für das kommende Wochenende und die weiteren Spieltermine im Herbst erhoffen sich die Schauspieler ein offenes Publikum. "Die Zuschauer sollen mit uns auf die Reise in unser schräges Urlaubsparadies Alma Viva kommen und ihren Alltag für zwei Stunden vergessen", wünscht sich Schuhmann.
Aufgeführt wird "Der tollste Tag" am Samstag, 15.Juni, ab 20Uhr und am Sonntag, 16.Juni, ab 17Uhr im Saal am Mainbörnchen, Burglehen7. Eintritt 13Euro, ermäßigt 6Euro.