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Wie beim Sultan zu Hause - Hamam in der Therme bald fertig, aber das Kino schließt am Sonntag für immer

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Der Kran über der Taunus Therme ist mittlerweile zum Dauer-"Kunstwerk" geworden. Doch nun sieht es tatsächlich so aus, als ob er im nächsten Winter verschwunden sein könnte. Denn ein Blick auf die Baustelle im Innern des Wellness-Tempels zeigt: Man kann schon gut erkennen, wie Thermen-Besitzer Werner Wicker sich seinen neuen, orientalisch inspirierten Anbau ausgemalt hat.

Und das ist durchaus wörtlich zu nehmen: Bis nachts soll der 78-Jährige auf der Baustelle höchstselbst Farbproben aufbringen, um deren Wirkung zu sehen. Denn hier sollen sich die Besucher wie ein Sultan fühlen. Betreten sie die neuen Räume, die mit der Sauna-Etage verbunden sein werden, so tut sich vor ihnen eine bunte den orientalische Welt wie aus dem Bilderbuch auf.

Tempelchen mit Sitzbänken und Zwiebeltürmen, ein Dampfbad mit handgefertigten Keramik-Säulen in Lindgrün und Gold, Illusionsmalerei von einer Flussszene im mittelalterlichen Bagdad, fließende Wasserwände und ein Ofen, in dem offene Flammen tänzeln, erleuchtete Kristallbrocken aus dem Himalaya, ein glutroter See inmitten von Ruheliegen - auch wenn man zum Ausruhen herkommt: Dem Auge zumindest wird nicht langweilig. Eine "Hamam-Route" soll dem Gast Orientierung geben.

Im August will Wicker den neuen Relax-Bereich nun endgültig eröffnen, nachdem die Fertigstellung mehrmals um Monate verschoben wurde. Zwei kalte Winter hatten die Baumaterialien einfrieren lassen, so dass für Wochen ausgesetzt werden musste. Auch gegen Hochwasser musste man sich noch wappnen und einen Kanal rund um den Sockel graben.

Genau dort, wo der Kran steht, entsteht eine Liegewiese, von der man bei schönem Wetter den Blick auf die Baumkronen des Kurparks genießen kann. Von dort führt eine Treppe zu einem weiteren Liegebereich im ersten Stock - dort ist innen auch die neue "Sonnenbar" untergebracht. "Die wird wohl schon im Juli fertig", sagt Michael Becker, technischer Leiter der Therme, vorsichtig - zu viel hat sich schon geändert. Ein Lift bringt gehbehinderte Badegäste rauf.

Schon jetzt können die Besucher von hier durch das grünumrandete Spitzdach in den neuen Bereich spähen. Ein kleiner Trost, nervt doch die Baustelle schon seit einigen Jahren, und bis Sonntag wird auch noch das Außenbecken gereinigt. Zumindest sollen sich die Eintrittspreise nicht erhöhen, wenn der Anbau fertig ist.

Aus nach 22 Jahren

Bisher konnte man, falls einem die vier Stunden doch zu lang wurden, mit nackten Füßen ins Kino tapsen und sich einen Film ansehen. Künftig nicht mehr: "Panda" und "Kaskade" machen für immer dicht. Am morgigen Sonntag laufen noch einmal "Sushi in Suhl" und "Nachtzug nach Lissabon", und dann ist Endstation für Ulrich Aurass. Der langjährige Kino-Betreiber (seit 22 Jahren) hat fristgerecht die Kündigung zum 30. Juni bekommen. Obwohl Wicker vor einem halben Jahr beteuert hatte, es sei gut, dass die Therme ein Kino habe, wird dieses nun sang- und klanglos geschlossen. Die Renovierung hätte auch Geld gekostet. Zudem konnte Aurass nicht mehr auf Digitalbetrieb umstellen; die Gäste blieben weg.

Nachdem bereits 2006 das Kino im Kurhaus im Schwedenpfad schließen musste, ist Bad Homburg somit von nun an kinolos - bis das Move & Groove-Center am Bahnhof fertig ist, dauert ja noch etwas (siehe auch Text unten). Darin ist ein Kino-Komplex mit sieben Sälen für 82, 95, 109, 199 und 301 Personen geplant. Es muss sich ja rechnen.




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