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Beispiellose Hilfe für Waldkinder-Bauwagen

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"Wenn sie als Bürgermeister morgens um 5 Uhr einen Anruf vom Stadtbrandinspektor bekommen, dann wissen sie, es ist etwas Schlimmes passiert", erinnerte Bürgermeister Steffen Wernard (CDU) an jenen Moment, der kaum zwei Stunden später traurige Gewissheit verschaffen sollte. Rund ein Jahr ist es nämlich her, dass der Anruf kam, dass der Bauwagen der Waldgruppe "Waldmäuse" des Familienzentrums Hand in Hand durch Brandstiftung komplett zerstört wurde.

Der oder die Täter sind bis heute nicht gefasst. "Da sind ganze Kindergartenjahre verbrannt und für immer verloren", rief Wernard am Samstagvormittag jenes schreckliche Bild in Erinnerung, dass ganz Usingen erschüttert hatte. Doch was die Waldmäuse im Anschluss erfuhren, "das war eine beispiellose Welle der Hilfsbereitschaft", sagte Christel Berschet, Leiterin des Kindergartens Schlappmühler Pfad.

Schnelle Hilfe

Denn kaum 24 Stunden später gingen die ersten Spenden ein, und bis zum Sommer des vergangenen Jahres stand auch in der Tat der erste Bauwagen wieder an seinem ursprünglichen Ort.

"So haben wir auch den Winter mit unserer pädagogischen Arbeit gut über die Runden gebracht", erinnerte sich Erzieherin Petra Garn, die zusammen mit Petra Uhrig die Waldmäuse leitet. Zwar hatte sich die Versicherung anfangs quer gestellt, den Schaden des Bauwagens zu ersetzen, doch nach erneutem Intervenieren sei sie dann doch bereit gewesen die Kosten für den Bauwagen zu übernehmen.

Und das war ein ganz besonderes Glück für die Waldmäuse. Denn so konnte auch noch ein zweiter Bauwagen, der zur umgebaut Werkstatt wurde, gekauft werden. Wie die beiden aussehen, davon durften sich die vielen Besucher beim Sommerfest am Wochenende ein Bild machen.

Für die Waldmäuse war es zudem eine gute Gelegenheit, sich bei allen Helfern und Sponsoren zu bedanken. Und da durfte in der langen Liste vor allem ein Name nicht fehlen: Gerhard Otto. Der ehemalige Landwirt und schon seit 28 Jahren städtischer Mitarbeiter des Bauhofs, ist für die Waldmäuse nicht nur der stille Hausmeister.

Er ist die große Stütze, die kaum einer sieht, und seine Verbundenheit zu der Waldgruppe ist beispiellos. Denn der komplette Innenausbau des zweiten Bauwagens geht auf seine Kappe, ebenso große Teile des ersten. "Nach 99 Stunden haben ich aufgehört zu zählen", sagte er schmunzelnd im Gespräch mit der TZ. Tage hatte er während seiner Freizeit damit zugebracht einen Boden zu verlegen, Regale und Holzboxen zu bauen - und das natürlich auch noch so, dass sie den hohen Anforderungen einer städtischen Einrichtung genügen.

Kanten schleifen, Bretter an die Wände nageln, Tische und Bänke so bauen, dass sie sogar multifunktional und kombinierbar sind. "Ich fühle mich mit diesem Kindergarten einfach sehr verbunden", sagte Otto im Gespräch mit der TZ.

Der schönste Dank für ihn sei die Freude der Kinder und Erzieherinnen beim spielen in der Natur. Eine große Holzmaus mit den Unterschriften der Kinder gab’s als Dank für den praktischen Helfer. Für alle anderen Helfer hatten die Kinder eine Zaubersalbe aus Spitzwegerich hergestellt, damit Stiche und Brennnesselverletzungen schnell heilen.

Um die Verbundenheit zur Natur und dem Platz sichtbar zu machen, pflanzte der Bürgermeister schließlich noch einen Apfelbaum, bevor Eltern und Kinder Zeit zum Essen, Spielen und Plaudern hatten.




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