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Millionen-Untreue bei der Lufthansa - 35-jährige Sekretärin beauftragte Liebhaber mit Werbefilmen - Prozess vor dem Landgericht

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Der Untreue-Skandal mit Millionenschaden bei der renommierten Deutschen Lufthansa hat seit gestern für eine zwischenzeitlich fristlos geschasste Sekretärin ein Nachspiel vor dem Landgericht. Der Vorwurf: Die 35-Jährige soll in 400 Einzelfällen insgesamt 2,4 Millionen Euro vom Lufthansa-Konto auf das der Werbefirma ihres Lebensgefährten geleitet haben. Der wiederum sitzt deshalb wegen Beihilfe auf der Anklagebank.

 

Getürkter Vertrag

 

Wollte sie dem Freund imponieren, indem sie ihm angeblichen Einfluss in der Firma vorgaukelte? Oder war es von Anfang an ein gezieltes Vorgehen, weil man in Walldorf ein luxuriöses Wohnhaus zu errichten gedachte? Jedenfalls wurde 2007 ein getürkter Beratervertrag zwischen der Lufthansa (in Person der Angeklagten) und der Werbefirma des Partners geschlossen. Der Inhalt: Der 39-Jährige solle in der Folge Werbefilmchen für das Lufthansa-Bordfernsehen drehen, etwa alle 220 Flughäfen portraitieren, die das Flugunternehmen anfliegt. Während das Unternehmen laut Anklage in Wirklichkeit nichts von dem so lukrativen Filmauftrag wusste, machten sich der Mitangeklagte und sein Redaktionsteam an die Arbeit. Man flog durch die ganze Welt, drehte in Mexiko, Bali und Bangkok. Mit den Filmen erreichte der Mann sogar bei Wettbewerben Preise. Nur in den Lufthansa-Fliegern wurden die Streifen nicht gezeigt. Man hatte ja keine Ahnung und die Sekretärin arbeitete auch in einer ganz anderen Abteilung. In dieser Funktion konnte sie sich aber immerhin einen Zugang zu den Firmenkonten verschaffen. So kam es, dass ein Großteil der üppigen Rechnungen der Firma mit einem Gesamtvolumen von mehr als drei Millionen Euro tatsächlich überwiesen wurde. 2010 flog der Schwindel auf und die Polizei steckte das Pärchen in Untersuchungshaft.

 

Firma insolvent

 

Vor dem Arbeitsgericht wurden die beiden Angeklagten bereits im Sommer 2011 zur Rechenschaft gezogen: Das Gericht verurteilte sie zu 2,4 Millionen Euro Schadensersatz an die Lufthansa. Die Frau gab die Taten, zu, deutete aber an, dass sie nicht allein die Verantwortung dafür trage. Der Mann sagte aus, er habe nicht gewusst, dass die Lufthansa mit den Aufträgen nichts zu tun habe.

Die Wirtschaftsstrafkammer verlas am ersten von sechs geplanten Verhandlungstagen umfangreichen E-Mail-Verkehr, aus dem hervorging, dass der Mann offenbar doch Ahnungen hatte, dass nicht alles mit rechten Dingen zugeht. Nach der Verhaftung der beiden musste seine Firma Insolvenz anmelden. Dem Mann wurde es nicht abgenommen, dass er überhaupt keine Ahnung von den Manipulationen der Frau hatte, wie er immer wieder beteuerte. Andererseits hatte er in diversen E-Mails an die Frau bereits "Ängste" geäußert, sie könne ihren Job auf’s Spiel setzen. Hatte er also doch zumindest eine Ahnung? Die unter Leitung von Richter Martin Bach tagende Strafkammer will den Prozess noch in diesem Monat abschließen.




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