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Hattsteinweiher mag kein Manneken Pis

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Ein Duft von Sonnenmilch lag am Morgen schon in der Luft, während sich die ersten Familien und Badegäste auf der Wiese vor dem Hattsteinweiher auf einen langen Badetag einrichteten. Erwachsene suchten den Platz im Schatten, während die Kinder sich auf den Weg zum Wasser machten. Ein übliches Bild in den vergangenen Tagen. Rund 500 Besucher sollen es am Dienstag gewesen sein, die schon morgens um 7 Uhr zum einzigen Badesee im Hochtaunuskreis pilgerten. Am Wochenende in der Hochsaison sollen es an einem Tag um die 3000 sein.

"Ich wage die Behauptung, dass das der See in Hessen mit der höchsten Badenutzung ist", sagte Diplom-Ökologe Christian Schuller, Geschäftsführer von Clear Waters. Rund 10 000 Besucher sollen das 1,5 Hektar große Gewässer im vergangenen Jahr genutzt haben. Das sei im Verhältnis deutlich mehr als beispielsweise der rund 10 Hektar große Schultheißweiher in Offenbach, der jährlich 30 bis 40 000 Besucher anlockt.

Erfahrungsgemäß nutzen nicht alle Badegäste für das "kleine Geschäft" auch die vorhandenen Toiletten. Doch gerade für den Hattsteinweiher ist das kleine Geschäft ein großes Problem, erläuterte Schuller gemeinsam mit Jürgen Friedrich vom Bauamt.

Denn mit dem Urin, der an sich recht ungefährlich ist, gelangen Nährstoffe ins Wasser, die eine Vermehrung der toxischen Cyanobakterien bewirken. Die wiederum verschlechterten die Wasserqualität in der Vergangenheit so sehr, dass der Badesee zeitweilig geschlossen werden musste. Um die Wasserqualität zu verbessern, hat die Stadt gemeinsam mit Clear Waters bereits verschiedene Maßnahmen durchgeführt. Zum einen half der Fischereiverein beim Abfischen der Friedfische. Die fraßen nämlich mangels Nahrung die Wasserpflanzen, die wie ein Filter für das Gewässer wirken. Zum anderen gab’s eine Eisenpräparatbehandlung und Wasserpflanzen wurden eingesetzt.

Doch dieser natürliche Filter braucht noch etwa ein, zwei Jahre, um auch die Urinbelastung der Badegäste kompensieren zu können. Die bringen nämlich durchschnittlich 2,5 Kilogramm Phosphat durch den Urin ins Wasser, "ausgehend davon, dass nur die Hälfte die Toilette benutzt", erläuterte Schuller. Deshalb hat die Stadt nun einen Flyer aufgelegt, der die Besucher bittet, unbedingt die Toiletten zu benutzen und auch erläutert warum.

Denn nur so könnte verhindert werden, dass der Badesee doch wieder geschlossen werden muss. Wer’s noch genauer wissen will und sich für die Aktion am Badesee interessiert, ist zu einem Vortrag von Schuller am Donnerstag, 27. Juni, um 19 Uhr in der Hugenottenkirche eingeladen. Der Eintritt ist frei.




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