Im Entwurf des Lärmaktionsplans des Regierungspräsidenten ist der Königsteiner Stadtteil Schneidhain als mehr oder weniger lärmfreie Zone ausgewiesen. Kein Grund also, etwas zu ändern, damit die Bürger künftig in einem etwas ruhigeren Umfeld leben können.
Bürgermeister Leonhard Helm (CDU) berichtete im Schneidhainer Ortsbeirat von dem Verfahren, bei dem die Stadt Königstein, ähnlich wie die Bürger bei einem Bebauungsplan, Anregungen und Bedenken äußern kann. Mehr allerdings auch nicht. Bauamtsleiter Gerd Böhmig wies darauf hin, dass die Bürger selbst auch Mitspracherecht haben und im Rahmen der Offenlegung Vorschläge machen können.
Durchfahrtsverbot
Der Stadtteil werde von einer Bundesstraße durchquert und sei daher vom Verkehrslärm besonders betroffen, sagte Helm den Schneidhainern nichts Neues. Neu dürfte hingegen für sie und auch den Ortsbeirat die Liste von Maßnahmen zur Verringerung des Straßenlärms sein.
Helm hofft, dass sich mittelfristig ein Durchfahrtsverbot für Lastwagen zwischen 22 und 6 Uhr durchsetzen lässt. Es habe sich eingebürgert, so der Rathauschef, dass Lkw-Fahrer zur Vermeidung der Brummi-Maut nachts durch Schneidhain donnern, weil sie von der A 3 auf die A 5 wechseln wollen. Lkw-Ziel- und Quellverkehr wäre von dem Durchfahrtsverbot nicht berührt, die Schneidhainer Betriebe könnten auch nachts angefahren werden.
Darüber hinaus will Helm beim Regierungspräsidium mit dem Wunsch nach Tempo 40 in der Schneidhainer Ortsdurchfahrt vorstellig werden. Im Kurvenbereich des alten Ortskerns sei zwar Tempo 30 ausgeschildert. Das lasse sich auf der anschließenden, viel offeneren Strecke durch den Stadtteil aber nicht durchsetzen, eine Beschränkung auf Tempo 40 dagegen schon eher.
Helm setzt bei seinen Überlegungen auf solche verkehrsregelnden Eingriffe, die allemal besser seien als die Errichtung von Schallschutzwänden, wie sie in der Ortsdurchfahrt auch kaum möglich seien. Eine weitere Möglichkeit, den Lärm zu dämpfen, sei Flüsterasphalt beziehungsweise das Aufbringen lärmmindernder Straßenbeläge. Die Technik schreite hier sehr schnell voran, so Helm. Er betonte, dass solche Maßnahmen nicht von den Anliegern bezahlt werden müssten, sondern vom Land.
Zähe Verhandlungen
Helm richtet sich, was den Lärmaktionsplan anbelangt, auf zähe Verhandlungen mit dem Land Hessen ein. Der Regierungspräsident könne aber auch nicht nach Gutdünken einen ganzen Stadtteil vom Lärmschutz ausschließen. Möglicherweise unterliege er aber auch einem Trugschluss. Die Pläne würden elektronisch erstellt, vermutlich schließe der Computer aus der 30er-Zone im Ortskern, dass diese im ganzen Stadtteil gelte.
Die Bemühungen Helms, das Mitwirkungsrecht der Stadt bei der Erstellung des neuen Lärmaktionsplans so gut wie möglich auszuschöpfen und konkrete Forderungen zu stellen, stieß im Ortsbeirat auf ungeteilte Zustimmung. Dr. Ilja-Kristin Seewald (SPD) fand vor allem die Idee des Nachtfahrverbots gut. Am liebsten sähe sie die Lastwagen auch tagsüber aus dem Stadtteil verbannt. Ohne Alternativroute gehe das aber nicht, sagte der Bürgermeister. Auch bei der ALK und den Grünen rannte Helm in diesem Fall offene Türen ein.