Quantcast
Channel: Rhein-Main
Viewing all articles
Browse latest Browse all 41368

Kunstgenuss zum Jubiläum - Seit 20 Jahren zeigt die Galerie Zehntscheune Werke aus dem Osten Deutschlands

$
0
0

Das geöffnete Fenster bietet einen herrlichen Blick ins Grüne. In ein in vielen Grüntönen gemaltes Inneres mit den Umrissen eines Glases, das ein Baum sein könnte, und auf eine kleine Figur, die sich der Phantasie anheim gibt. Über den mit kräftigem Gelb ausgestrahlten Raum lässt die an der Kunsthochschule Berlin-Weißensee ausgebildete Uta Jeran den Betrachter im Ungewissen. Spiegelt sich hier etwa ein Park?

Das Bild des offenen Fensters trifft das Ansinnen des Galeristen Reimund Boderke und seiner Ehefrau Marlies, ostdeutsche Kunst im Westen bekannt zu machen. Im Alter von 50 Jahren schwenkte Boderke von der Werbung zur Kunst um. 1993 eröffnete der 1938 in Schlesien Geborene, seit 1956 in Bad Homburg Ansässige dann seine Galerie.

 

Erfolg gibt Recht

 

1996 fand die erste Ausstellung in der Englischen Kirche statt. Mit russischen Künstlern aus St. Petersburg und der Partnerstadt Peterhof - und mit Hindernissen, denn der Agent versuchte sich in schlauen Nachverhandlungen. Boderke blieb fest; der Erfolg gab ihm Recht, er verkaufte ein Drittel der Bilder.

Am heutigen Freitag, 19 Uhr, eröffnet der Galerist im Verbund mit dem Magistrat seine 20. Ausstellung in der Englischen Kirche, im Beisein von Johannes Heisig, Thomas Ritter, Antje Siebrecht und Karl Menzen. In der Apsis hängt dräuend der "Brandschatz" von Heisig. In kleinen Kabinetten drängen sich farbschwelgende Naturbilder von Christoph Bouet, pastellfarbene Holzschnitte auf Japanpapier von Christl Maria Göthner (Leipziger Schule), Bettina Moras’ kernige Gestalten oder Ulrike Hahns zarte Frauenbilder. Stillleben, Anklänge an die Brücke-Maler, aber auch den Impressionismus zeugen von der großen Bandbreite ostdeutscher Kunst.

 

Weite Verzweigung

 

Nicht von ungefähr kapriziert sich der Galerist beim Jubiläum auf die klassische ostdeutsche Malschule und ihre inzwischen buchstäblich grenzenlos gewordenen Verzweigungen. Auch Künstler aus Frankreich und Italien zählen zum Stamm der Galerie und den insgesamt 90 Ausstellungen.

Die Terrakotten von Gudrun Sailer sind ein Innehalten wert, sie bezaubern wie die "Vier Schwestern" oder verstören wie "Dennoch", eine torsohaft gebaute Figur, die ihre Armstümpfe nach oben reckt. Elegant wirkt Karl Menzens Stahlskulptur "steigend - kreisend", wiederum auf Reimund Boderke umzumünzen, der über 20 Jahre hinweg an Impetus nichts eingebüßt hat.

 

Die Ausstellung "Kunstgenuss!" läuft bis zum 2. Juni und ist dienstags bis freitags von 15 bis 19 Uhr, am Wochenende von 14 bis 18 Uhr geöffnet. Donnerstags werden Führungen angeboten, Beginn ist jeweils um 18 Uhr. Infos auch auf www.boderke-zehntscheune.de im Internet.

 




Viewing all articles
Browse latest Browse all 41368