Unter dem spiegelnden Glasdach des Museums für Kommunikation steigt eine heiße Party; nachdem die Gäste im Mitmachlabor selbst Lichtgraffitis gestalten konnten, wird hier die Nacht zum Tag gemacht, Salsa getanzt und zur Balkanmusik des "Absinto Orkestra" gefeiert. "Ich bin zwar aus Kolumbien einiges gewöhnt, aber die Frankfurter können da ganz gut mithalten", sagt die Wahlfrankfurterin Eva Jünemann (28). Dieses Fest ist nur eines von unzähligen Events, die während der 14. Nacht der Museen in Frankfurt veranstaltet werden. Fast 50 Ausstellungshäuser und Galerien bieten den etwa 40 000 Besuchern Kunst und Kultur aus allen Sparten. "Eine der vielfältigsten und dichtesten Museumslandschaften Deutschlands bot in dieser Nacht neuen sowie erfahrenen Museumsgängern ein nachhaltiges Erlebnis", sagt Kulturdezernent Felix Semmelroth.
Es wird spät
Kurz vor Mitternacht im Städel. Während Jurareferendarin Anna Heuke (27) das Bild "Zerstörtes Haus" des Frankfurter Künstlers Peter Burnitz betrachtet, machen sich die Bediensteten über einen jungen Mann lustig, der inmitten des Raums auf den Sitzen eingeschlafen ist. "Ich bin noch wach", sagt Anna lachend. Sie sei hier, weil die Museumsnacht eine "willkommene Abwechslung zur Lernerei" sei. Eine Auszeit, in der man das "komplette Paket" des Kunstangebots in einer Nacht genießen könne.
Um dies für möglichst viele möglichst reibungslos zu gewährleisten, hat die Stadt fünf Buslinien eigens für diese Nacht eingerichtet. Auch eine Dampflok tuckert durch den Osthafen und mehrere historische Straßenbahnen sind unterwegs. Tramfahrer Josef stöhnt: "Alle fragen mich nach dem Weg und ich bin viel zu spät." Nicht nur seine Bahn ist überfordert vom Andrang, besonders die Mitfahrer der "grünen" Linie vier, deren Route über den Zoo, die Hanauer Landstraße und Offenbach führt, müssen viel Geduld aufbringen. Der Osten ist gefragt, dort finden attraktive Open-Air-Events statt. Etwa den Bauzaun an der EZB verwandeln Sprayer in eine Ausstellungsfläche. Kayo (28) und Marcus (38) sind Sprayer seit mehr als 15 Jahren und haben auch heute ihre Kunst an den Bauzaun gesprüht. "Das kann morgen schon wieder übermalt sein, so ist das bei Graffiti eben."
Aktion in der Innenstadt
Noch etwas weiter östlich, gleich hinter dem für die Nacht beleuchteten Skatepark, macht die Theatergruppe "Antagon" mit einer Performance auf Stelzen aus dem Heinz-Raspe-Platz ein mystisches Platzlabyrinth. Auf der Dachterrasse des Hafenmanagements bewundern zig Schaulustige die Show von oben. Noch viel höher hinaus kommt allerdings Christian Götzinger (24) aus Rosdorf, er hat eine Kranfahrt in 70 Meter Höhe gewonnen.
Auch in der Innenstadt gibt es Kunst unter freiem Himmel. Im 10-Minuten-Takt bezauberte ein illuminierter See vor dem historischen Museum nahe des Römers die Gäste, ein Augenschmaus für alle - nur der Mann von der Security, der tausendfach über den Fluchtweg aufklären muss, hat eine wirklich harte Nacht. eis