Die Villa kommt einem vertraut vor, aber das Umfeld wirkt ein wenig aus der Zeit gefallen. Vor dem imposanten, in hellen Tönen gemalten Gebäude blühen Rosen, ein schmaler Weg, nicht viel mehr als ein Trampelpfad, führt am Zaun vorbei. "Das ist die heutige Hainstraße", erklärt der Vorsitzende der Museumsgesellschaft Kronberg, Robert Philippi mit einem Lächeln, denn die Verwunderung seines Gegenübers hatte er wohl schon erwartet. Das Gefühl, die Villa schon einmal gesehen zu haben, kommt nicht von ungefähr, berichtet Philippi: "Das Haus wurde abgetragen und an anderer Stelle wieder aufgebaut" - und zwar in der heutigen Frankfurter Straße 15." In dem Haus ist eine Apotheke untergebracht, neben an wird Benzin verkauft.
Alfred von Schönberger malte die "Villa Flora" Anfang des 20. Jahrhunderts. Das Werk ist eine Neuwerbung des Museums Kronberger Malerkolonie und Teil der Ausstellung "Variation IV" mit historischen Ansichten der Burgstadt und ihrer Umgebung. Am Sonntag wurde die Ausstellung anlässlich der Kronberger Museumstage zusammen mit einer Werkschau von Teilnehmern der Kunstschule eröffnet.
"Man kann viel von alten Meistern lernen", ist sich Rocco Barone beim Betrachten der historischen Werke sicher. Selbst seit fast 40 Jahren künstlerisch aktiv, war er in die Streitkirche gekommen, um sich inspirieren zu lassen. Auch nach einer solch langen Zeit gebe es in den Bildern "viel, sehr viel Neues zu entdecken". Das galt gleichwohl für die Werke im ersten Raum des Museums, in dem die Kunstschüler aus den Kursen "Farbe erleben", "Aquarellieren" und "Radieren" ausstellten.
Bunter als die Natur
An der Kunstschule war unterdessen bereits alles angerichtet. An den Tischen im Recepturhof konnte bei Kaffee und Kuchen über das Gesehene diskutiert werden, während die Kinder bastelten und malten. In der Schule gab es eine weitere Ausstellung mit Arbeiten aus den Kinderkunstkursen, die ein Schlaglicht auf die große Kreativität der Kleinen warf. Zu sehen gab es beispielsweise bemalte Blumentöpfe, mit Gesichtern verzierte Steine und Bilder von Tieren, die sehr viel farbenfroher als in der Natur wirkten.
Mit Spannung war die "Frühlingspalette" erwartet worden. Interessierte konnten sich in den Wochen vor den Museumstagen an verschiedenen Orten in Kronberg eine weiße Karte abholen und sie frühlingshaft gestalten. Die rund 100 abgegebenen Karten bildeten eine Collage, die den Frühling in all seiner Pracht zeigte. "Endlich! Deutscher Spargel!", verlieh ein Teilnehmer seiner Freude mit einem Aufkleber Ausdruck. Andere malten angedeutete oder detailliert ausgearbeitete Blumenwiesen, Mädchen mit bunten Luftballons oder schrieben ein Gedicht. Besonders kreativ waren einige, die die Karten zuschnitten, ihnen Flügel anklebten und diese bunt gestalteten.
Sonntags in die Stadtbücherei - auch das war vorgestern möglich. Ein Grund dafür war die Ausstellung der spanischen Künstlerin Susana Ortiz Maillo. Unter dem Titel "Into the Wild" werden in der Bibliothek noch bis kommenden Samstag 18 neue Werke von ihr präsentiert. Das Themenfeld der überwiegend in leuchtenden Farben gehaltenen Bilder ist schwer einzugrenzen. Die Natur spielt eine Hauptrolle. Eingearbeitet wurden auch abstrakte und asiatische Elemente.
Das Programm der Kronberger Museumstage setzt sich noch bis zum kommenden Sonntag, dem Internationalen Museumstag, fort. Bis dahin ist auch der Eintritt in das Museum Kronberger Malerkolonie frei. Am Sonntag um 11.15 Uhr findet eine Sonderführung durch die Ausstellung "Variation IV" mit der Kunsthistorikerin Veronika Grundei statt. Am gleichen Tag bietet das Fritz-Best-Museum im Talweg 41 bei ebenfalls freiem Eintritt Führungen an, die um 10 und um 11 Uhr starten.
Darüber hinaus bieten ortsansässige Künstler die Möglichkeit, ihnen bei ihrer Arbeit über die Schulter zu schauen. Die Werkstatt 13 in der Frankfurter Straße 13 ist am Donnerstag und Freitag jeweils von 14 bis 17 Uhr geöffnet, am Samstag von 12 bis 17 Uhr. Das Atelier von Georgi Takev in Schönberg, Mainblick 65, steht Besuchern am Samstag und Sonntag jeweils von 11 bis 18 Uhr offen.