Klammerstehblues, Männer mit freiem Oberkörper . . . Da war ja einiges los beim Geburtstag des Gesangvereins Germania Weißkirchen. Der trat am Sonntag in der Ruine der Johanniskirche auf - und zeigte sein breites Repertoire.
Ein schönes Plätzchen hat sich der Gesangsverein Germania für sein Frühlingsfest zum 140-jährigen Bestehen ausgesucht: die Ruine der Johanniskirche. Große Segeltücher waren am Sonntag als Dach über der Ruine gespannt, viele Stühle darinnen aufgebaut. Auf dem Programm standen Darbietungen aller Chöre des Vereins.
Als die hellen Stimmen des Frauenchors aus der Ruine erklingen, sind schnell viele Stühle besetzt. Mit "Ausgerechnet Bananen" leiten die Damen ihren Gesangspart ein, und nicht nur die Textzeile "Nicht einmal Oleander bringt uns zueinander" klingt schön im alten Gemäuer. Es folgt das mehrstimmig gesungene Kirchenlied "Unser Leben ist ein Fest", bevor Chorleiter Peer-Martin Sturm den Zuhörern grinsend anbietet, zu "Love Me Tender" einen Klammerstehblues zu tanzen. Nach "America" aus dem Musical "Westside Story" verlassen die Sängerinnen mit Germania-Vorsitzender Julia Zinser-Hofmann die Bühne, denn nach einer Pause ist die Jugend dran.
"Wir müssen uns keine Sorgen um Nachwuchs machen", erklärt Zinser-Hofmann, "im Jugendchor singen 15 Jungen und Mädchen von 15 bis 20 Jahren." Überhaupt sei der Gesangverein Germania gut aufgestellt, meint die Vorsitzende: "In Weißkirchen geht jedes Kind mit der Einschulung in den Chor, und das trägt sich bei vielen weiter bis ins hohe Alter." Die Mischung mache es, Altes bewahren und dennoch mit der Zeit gehen, deshalb gebe es auch für jede Alterskategorie einen Chor bei der Germania.
Ihr Mann Stefan, der seit 1979 mitsingt, freut sich bereits auf den Auftritt mit seinem Männerchor, der erst kürzlich nach einer auffälligen Plakatwerbung (nackter Oberkörper eines äußerst gut gebauten Mannes, TZ berichtete) einiges an Zulauf registrieren konnte: "Aber keine Angst, wir singen nicht mit freiem Oberkörper", sagt er. Allerdings habe sich am Morgen beim Aufbauen fürs Fest mancher Helfer ob des schönes Wetters seiner Oberbekleidung entledigt . . . "Singen ist hier in Weißkirchen für viele eine "Familienkrankheit", einer steckt den anderen an, so war es auch in meiner Familie", erzählt Hofmann weiter. Doch dann heißt es für ihn und die restlichen Mannen: ab in die Ruine zum Singen. Es geht um die "Diplomatenjagd", auch Udo Jürgens’ "Mit 66 Jahren" ist dabei, ebenso ein Trinklied aus der Renaissance.
Resümee der gelungenen Feier: Bringt auch der Oleander im genannten Lied "Ausgerechnet Bananen" dem jungen Mann nicht den gewünschten Erfolg bei seiner Liebsten, so bringt der Gesangsverein Germania ganz sicher viele Leute zusammen, die gerne singen.