Katholiken waren über die Jahrhunderte hinweg im Dörfchen Steinbach in der Minderheit. Ganze 32 Katholiken zählte man noch 1914, erst durch die überwiegend katholischen Vertriebenen und Flüchtlinge, die in Steinbach eine neue Heimat fanden, stieg die Zahl auf 168 Gläubige 1948.
Sie wurden von der Pfarrei St. Sebastian versorgt, gemeinsam mit ihren Stierstädter Glaubensbrüdern und -schwestern. Zum Gottesdienst mussten die Steinbacher Katholiken zunächst übers Feld in die Kirche St. Sebastian laufen, später wurde ein Bus eingesetzt. Erst 1948 gab es eine Vereinbarung mit den Protestanten. Den Katholiken wurde "am dritten Sonntag des Monats das Abhalten von katholischen Gottesdiensten in der Zeit von 15.30 bis 17.30 Uhr in der Ortskirche zu Steinbach gestattet", wie im vom Geschichtsverein herausgegebenen Buch "Die Kirchen in Steinbach" nachzulesen ist.
Doch mit der anhaltenden Bautätigkeit vor allem im Süden von Steinbach nahm die Zahl der Katholiken stetig zu, es wurde für die kommenden Jahre mit bis zu 1500 Katholiken gerechnet. Zeit für die Planung einer kleinen Kirche mit Pfarrhaus. Stierstadts Pfarrer Karl Laux wurde vom Bischof bevollmächtigt, den Kirchenbau voranzutreiben. Selbstständig wurde die Kirchengemeinde Steinbach erst am 1. September 1964 mit einem eigenen Kirchenvorstand zunächst als Pfarrvikarie, zur Pfarrei wurde sie erst 1973 erhoben.
Betreut wurde die Gemeinde aber immer noch vom Stierstädter Pfarrer Arthur Thorisch, der am 31. August 1964, also einen Tag vor der Selbstständigkeit, den Grundstein für die neue Kirche an der Untergasse legte. Aber noch bevor die Kirche gebaut war, erhielt die junge Gemeinde mit dem Friedrichsdorfer Pfarrer Adolf Kranz einen eigenen Seelsorger, der am 2. Mai 1965 in sein Amt eingeführt wurde. Gut ein Jahr später, am 26. Mai 1966, wurde die Kirche von Bischof Wilhelm Kempf geweiht. Das 1,2 Millionen Mark teure Gotteshaus verfügte über 500 Sitz- und ebenso viele Stehplätze. Die Gemeinde zählte damals etwa 1000 Gläubige. Im Lauf der Jahre erwies sich der Kirchenbau als zu groß, die Unterhaltungskosten stiegen, das Bistum beschloss Abriss und Bau einer kleineren Kirche. Abschied nehmen werden die Gläubigen am 26. Mai in einer Profanierungszeremonie.
In den 47 Jahren ihres Bestehens sind in der St.-Bonifatius-Kirche ungezählte Gottesdienste, Hochzeiten, Taufen und Trauerfeiern gehalten worden, Mädchen und Jungen gingen zur Kommunion. Für viele Steinbacher war die Kirche ein Ort der Besinnung und des Innehaltens und auch ein Stück Heimat.
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