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Wandgemälde aus der Dose - Musisch bildnerische Werkstatt: Graffiti-Workshop für junge Leute

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Ein riesiges giftgrünes Toastbrot-Gesicht blickt ihr trotzig entgegen. Maximiliana (12) tritt einen Schritt zurück und betrachtet ihr Werk kritisch. Auf eine weiß getünchte Sperrholzplatte hat sie die ulkige Scheibe gesprüht. Das junge Mädchen nimmt, zusammen mit acht anderen Teenagern, am Graffiti-Workshop der Musisch-Bildnerischen Werkstatt, geleitet vom Städelschule-Absolventen Vinzent Spielmann, teil. Es geht darum, eine DIN-A 4 Skizze auf eine große Wandfläche zu übertragen, um Techniken, die ein Graffiti zum Kunstwerk machen, um das Miteinander und um den Spaß am Sprühen.

"Wenn nur dieses Problem mit der verlaufenden Farbe nicht wäre", sagt Maximiliana und neigt den Kopf zur Seite. "Du darfst die Sprühdose nicht zu lang auf eine Stelle halten", erklärt ihr Workshop-Leiter Spielmann, schnappt sich eine Sprühdose und zeigt ihr in kurzen schnellen Bewegungen, wie es geht. Aleksandar (17) hingegen hat eine ganz eigene Technik drauf: Er pustet das eigensinnige Farb-Rinnsal wieder in die umgekehrte Richtung.

Zuerst hatten die Teenager in ihren sogenannten "Black Books" (Skizzenbüchern) Schriftzüge und Comicfiguren entworfen. Dann skizzierten sie ihr Werk auf die Wand, indem sie die "Outlines" (Skizze) vorzeichneten, um diese dann im nächsten Schritt auszufüllen (fill-in).

 

Viel Freiraum

 

Spielmann ließ den Teenagern viel Freiraum zum Erproben der Techniken, stand stets mit wachem Blick und helfender Hand zur Seite und sparte nicht an Lob. Und was haben die Schüler gelernt? Dem 14jährigen Markus gefällt die Öffentlichkeit und die Großflächigkeit der Graffitis, er selbst achte immer auf die Qualität anderer Sprühkunstwerke, berichtet er. Jannik (16) glaubt: "Je mehr legale Wände, desto weniger gibt es illegales Sprühen." Er sprüht beispielsweise an einer legalen Wand in Bad Vilbel und kommt dabei gern mit Passanten ins Gespräch. "Groß angelegte Murals (Wandgemälde) können durchaus gesellschaftskritisch sein", sagt er. Das Wort "Quest" hat der junge Künstler heute auf zwei Meter Länge ausgedehnt. Quest ist sein Pseudonym, es steht für Aufstreben, "den Versuch immer etwas besser zu werden". Jannik eilt zu dem orangefarbenen Schriftzug und sprüht mit roter Farbe schnell noch eine Linie, die Frame line, nach. Tatsächlich verändert der unscheinbare, rote Strich den Gesamtausdruck. Spielmann erklärt unterdessen: "Graffiti ist eine eigene Kunstform, auch wenn in der Kunstszene immer noch nicht angesehen."

Ein weiterer Graffiti-Workshop findet von Samstag, 29., bis Sonntag, 30. Juni, statt. Jeweils von 10 bis 16 Uhr. Anmeldung und Info: www.mbw-ev.de.




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