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"Eine beeindruckende Frau" - Kirdorfer und Bad Homburger erinnern sich an die Marga, die Wirtin der "Glücksstuben"

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Für Oberbürgermeister Michael Korwisi war Marga Schuy schon seit der frühsten Jugend eine wichtige Bezugsperson:

 

"Marga hat mein ganzes Leben begleitet. Denn ihr Neffe, Michael "Micki" Rasch, war mein allererster "bester Freund". Seitdem wir laufen konnten, haben wir im Hof und im herrlichen verwilderten großen Garten ihres Vaters rund um die damals noch als Texasbar bekannte Kneipe gespielt.

Marga war einfach immer da. Nachdem sie die Kneipe von ihrem Vater übernommen hatte, gab es für uns Jungs immer mal wieder eine Gulaschsuppe oder eine Wurststulle direkt aus dem Fenster der ebenerdigen Gaststättenküche. Unvergessen werden mir ihre selbst gebackenen Kreppel bleiben, die sie am Fasnachtsdienstag anbot. ,Die mach’ ich dieses Jahr zum letzten Mal‘, hat sie mir noch im Februar bei der Fasnachtsfeier gesagt. Dabei hat sie sicher gemeint, sie wolle sich künftig nicht mehr soviel Arbeit machen.

Ich bin sehr traurig, dass ihre Ankündigung leider ganz anders Wirklichkeit wurde."

 

*

 

Auch Uwe Harmening erinnert sich immer wieder gerne an die Marga:

 

"Ich habe über meinen besten Freund aus Berlin gehört, dass Marga gestorben ist. Ich erinnere mich an einen Abend vor vielen Jahren, als ein leidlich angetrunkener Stammgast sich auf dem Tisch tanzend (Achtung, niedrige Decke!) ausziehen wollte und Magga mit zwei Tellern Toast aus der Küche kam. Als sie sah, was los ist, teilte sie uns allen, die jubelnd drumherum saßen, mit, wir hätten sie wohl nicht mehr alle und der Tänzer solle sich gefälligst vom Tisch "erunner" mache.

Dann erschallte es einer nach dem anderen aus allen Ecken der Kneipe: ,Magga, ich will auch noch’n Toast‘ und ,Für mich n’ doppelten Toast‘. Aber es gab natürlich keinen Toast mehr, das Risiko, noch mal in die Küche zu gehen und nicht zu merken, was wir treiben, wollte sie dann doch lieber nicht eingehen. ,Ihr spinnt doch alle, nix gibt’s mehr!‘ Und alle lachten herzlich!"

 

*

 

Auf die Marga war immer Verlass, das weiß Judith Eggersdorfer zu berichten:

 

"Ich hatte zu meinem 17. Geburtstag die Idee, als Medium für meine Einladungen eine Single zu verwenden und diese mit einem Lackstift zu beschreiben. Es war ja nun bekannt, dass Magga regelmäßig ihre Wurlitzer Musikbox mit neuen Singles ausstattete, und so fragte ich sie, ob sie mir wohl etwa 25 Singles schenken könnte. Erst hat sie meine Idee nicht richtig verstanden und dachte, jeder sollte irgendwie ein passendes Lied bekommen. Dann hat sie überlegt, weil einige alte Songs nach Jahren wieder nachgefragt wurden - was bei so einer langen Musikboxgeschichte natürlich wirkliche Oldies waren.

Trotzdem hat sie mich angelacht und gesagt: ,Ei na klar, ich hab’ so viele, da suchst du dir a paar aus.‘ Sie holte eine Schachtel mit ganz vielen Singles, sortierte ein wenig und ich bekam alle geschenkt. Glücklich setzte ich mich zu meinem Licher Bier an die legendäre Theke. Das ist fast dreißig Jahre her und es gab immer wieder Besuche bei ihr, bei denen sie mich daran erinnert hat, wir über die vermeintlich ,alten Zeiten‘ geschwätzt haben und sie sich im Nachhinein immer wieder an der originellen Idee für meine Einladung gefreut hat."

 

*

 

Claudia und Michael Reuber verbindet ein ganz besonderes Erlebnis mit Marga Schuy:

 

"Als ich 1987 von Frankfurt nach Bad Homburg gezogen bin, habe ich durch einen Bekannten Marga und ihre ,Glücksstuben‘ kennen gelernt. Marga, damals noch Frau Schuy für mich, hat mich sofort begeistert - zumal wir auch eine sehr schöne Gemeinsamkeit haben. Auch ich habe in der Kneipe meinen Mann kennen und lieben gelernt.

Unsere Partnerschaft dauert jetzt schon 26 Jahre, und als wir vor sechs Jahren heirateten gab es keinen Zweifel daran, dass nur Marga meine Trauzeugin sein sollte, und ich war sehr glücklich, dass sie mir diese Ehre zuteilwerden ließ. Sehr gerne hätte ich sie auch noch weiterhin meiner Seite."

 

*

 

Chrissi und Tom Braun haben gleich mehrere "schönste Erinnerungen" an die Magga:

 

"Ihr habt um Geschichten rund um die Magga gebeten. Da gibt es natürlich viele zu erzählen - zum Beispiel, dass es die einzige Kneipe war, in der man einen Bierwärmer bestellen konnte.

Auch dass es früher eine total coole Glocke für die "Last Order" gab. Wenn man die gehört hat, war klar: Jetzt noch schnell ein Großes bestellen, was nicht immer eine gute Idee in Bezug auf den kommenden Arbeitstag war.

Ich war beeindruckt, dass Magga beim Aufheben der Sperrstunde die Glocke abgeschafft und einfach so lange aufgelassen hat, wie die Gäste noch etwas wollten. Magga war mit meinem Vater, der auch kein Kind von Traurigkeit war, in einer Klasse, und ich hatte immer das Gefühl, dass sie im Vergleich zu den anderen einfach nicht älter wird. Eine echte Powerfrau!

Wir erinnern uns auch immer total gerne daran, dass wir mit unserer Tochter Lea in der Magga an der Theke gesessen haben. Lea war vielleicht vier Jahre und fand es total cool, auf einem Barhocker zu sitzen und von Magga mit Salzstangen verwöhnt zu werden.

Auf der Theke stand Maggas Telefon, ein echter alter grauer Wählscheiben-Apparat. Ich sagte zu meiner Tochter: ,Guck mal, so haben früher Telefone ausgesehen. Kannst ja mal die Nummer von zu Hause wählen.‘ Lea stellte natürlich zuerst fest, dass da so eine Schnur an dem merkwürdigen Ding ist. Völlig daran gewöhnt, nicht zuerst den Hörer abzuheben, will sie mit dem Eingeben der Nummer beginnen und drückt in die Löcher mit den Zahlen darauf, anstatt die Scheibe zu drehen.

Spätestens da habe ich gemerkt, wie schnell eine Generation in Bezug auf Technik vergeht und wie wichtig Menschen wie Magga sind, die nicht jeden Trend mitmachen. Sie war eine beeindruckende Frau!"

 

*

 

Eine Frage haben wir jetzt doch nicht geklärt: Heißt es nun Marga oder Magga. Marga ist natürlich die korrekte Abkürzung für Margarethe. Allerdings kennt das Hessische hier kein "R". Letztlich ist auch egal. Wichtig ist nur, dass die Marga/Magga uns immer als wundervolle Person in Erinnerung bleiben wird.




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