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Mit Balkanmusik die Welt erobert - Musiker Shantel spielte seit langem wieder in Frankfurt

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"In zwei Wochen beginnt die Tour und ich arbeite gerade an der Live-Show", sagt Shantel. Hinter diesem Künstlernamen verbirgt sich so einiges: Denn Stefan Hantel - so sein bürgerlicher Name - ist ein Musikproduzent sowie DJ und gehört zu den international populärsten Vertretern des Balkan-Pop. Dabei handelt es sich um eine Musikrichtung, in der traditionelle Volksmusik der osteuropäischen Sinti und Roma mit westlicher Dance-Music gemischt wird. Shantel ist auch Live-Musiker. "Ich schraube an den Arrangements rum", so der 45-Jährige.

"Wir werden viele Songs vom neuen Album spielen. Die muss ich umschreiben, weil die Konzertversionen großzügigere Spannungsbögen haben." Gestern Abend war der Mann, der seit Mitte der 90er Jahre Musik macht, zu Gast im Zeilclub "Gibson". "Aber nicht als Band, sondern mit einer Art erweitertem DJ-Set mit Live-Elementen."

Shantel gelingt, was viele Musiker anstreben: Er ist auf der ganzen Welt gut gebucht. Und das, obwohl er medial kaum vertreten ist. "Mein ,Erfolg‘ ist einer, der losgelöst von dem passiert, was in den Medien berichtet wird", analysiert der Musiker.

Grund: "Informationsplattformen für Musik sind nicht mehr in der Lage, die Szene zu repräsentieren", findet Shantel. Es gebe zu viele Phänomene. "Wir haben uns von der Musikpresse verabschiedet." Seit fast sieben Jahren laufe alles nur noch über das Internet, "darüber sind wir unheimlich bekannt geworden". Shantel ist sich sicher: Das weltweite Netz sei die beste und demokratischste Werbung für Musik überhaupt, "weil die Fans sie tragen. Außerdem ist es die Garantie dafür, dass wir jedes Jahr so viele Konzerte geben". Weit mehr als 200 sollen es vergangenes Jahr gewesen sein. Unter anderem gehörten fünf Auftritte in Mexico dazu. Einer davon vor mehr als 35 000 Leuten. "Durch die Internetplattform ,Youtube‘ sind wir dazu gekommen. Dieses Jahr steht Singapur auf dem Tourplan", sagt Shantel, der von einer Sache fest überzeugt ist: "Die CD ist tot."

Zwar verkaufe er in Deutschland noch die meisten Tonträger - seit einiger Zeit wieder verstärkt auch Vinylplatten -, doch so richtig ernst zu nehmen sei der Markt nicht. CDs und LPs lasse er zum "Kampagnen-Auftakt" pressen, "doch damit verdienen wir kein Geld". Das mache er wiederum im Internet und durch die Auswertung von Filmmusik, "aber der Löwenanteil kommt durch die Konzerte rein". Allerdings sei dieses Marktsegment momentan arg übersättigt. "Alle gehen auf Tour."

Shantel kann das gelassen beobachten, denn "in Deutschland habe ich wahnsinnig viele Fans und wir spielen auch die meisten Shows hier". Er sei sehr glücklich darüber, "dass ich es geschafft habe, populär zu sein ohne durch den medialen Fleischwolf gedreht worden zu sein".

Seine Beliebtheit sei außerhalb der Öffentlichkeit gewachsen, "und meine Musik und ich finden hauptsächlich virtuell statt". Das sei gut so, "denn er wolle gar nicht, dass seine Person und seine Kunst durch alle Plattformen durchgereicht werden. "Ich glaube, wir leben in einer Zeit, in der Künstler in kürzester Zeit super erfolgreich sein müssen", findet Shantel. "Wenn sie dann Erfolg haben, werden sie so lange herumgereicht, dass es am Ende gar keine Geheimnisse mehr gibt. Das ist doch fad."




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